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Johannes Dubberke
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.
1. Petrus 3,15
In einer Firma oder einem Verein legt der Vorstand oder eine Geschäftsführung gegenüber den Mitgliedern oder Gesellschaftern jedes Jahr einen Rechenschaftsbericht ab. Darin beschreibt dann der Vorstand oder die Geschäftsführung wie man zu bestimmten Entscheidungen gelangt ist, warum man dieses getan und jenes vielleicht gelassen hat. Es wird über Zahlen gesprochen, über wirtschaftliche Entwicklung und auch Perspektiven und manchmal auch von der Hoffnung.
Ich glaube aber, dass sich die Hoffnung von einem Vorstand oder einer Geschäftsführung, die für ein Unternehmen und viele Mitarbeitende verantwortlich ist, von der Hoffnung eines Christenmenschen unterscheidet. Wir reden in letzter Zeit viel von unseren Ängsten, von unseren Befürchtungen, auch von den düsteren Perspektiven. Was passiert, wenn die Ukrainer verlieren sollten? Was passiert, wenn im November wirklich Donald Trump gewählt werden sollte? Was passiert, wenn die Chinesen nach Taiwan greifen sollten? Was geschieht…
Viele Menschen wollen sich damit gar nicht mehr auseinandersetzen, weil sie kapituliert haben, gefrustet sind, von allem und jedem enttäuscht sind, auch von der Kirche. Ich habe kürzlich ein Gespräch mit jemandem geführt, der aus der Evangelischen Kirche ausgetreten ist, weil er vom Umgang unserer Kirche mit dem Thema Missbrauch enttäuscht war, weil damit unsere Kirche für ihn an Glaubwürdigkeit verloren hatte. Er hatte wohlgemerkt nicht seinen Glauben verloren, aber sein Vertrauen in die Institution Kirche war verloren gegangen.
Wo ist die Hoffnung geblieben? Ist es nicht die Hoffnung, die uns als Christenmenschen ausmacht? Was lässt mich denn durchhalten? Was gibt mir die Kraft, den Herausforderungen des Lebens, dieser Welt zu begegnen, die einfach nicht weniger werden wollen? Ist es nicht manchmal schier zum Verzweifeln? Möchte man nicht manchmal einfach hinschmeißen, kapitulieren?
Nein! Es ist die Hoffnung, dass Gott mich in keinem Moment meines Lebens allein lässt. Es ist die Hoffnung, dass Gott mir nicht mehr zumutet, als ich tragen und ertragen kann. Lasst uns miteinander wieder mehr über die Hoffnung reden, die uns trägt, als über das, was uns runterzieht. Je mehr wir über die Hoffnung, die uns erfüllt, sprechen, über sie Rechenschaft ablegen, desto mehr nehmen wir allem, was uns runterzieht die Macht. Wir haben gerade Ostern gefeiert. Wir leben in der österlichen Zeit. Das Erleben der Auferstehung Jesu Christi ist das Hoffnungszeichen schlechthin in dieser Welt. Das deutliche Signal, dass das Gute nicht zu töten ist, sondern lebt und wirkt. Die Hoffnung ist die Kraft zum Leben schlechthin. Sie schenkt uns den Mut zur Zukunft und die Geduld in schlechten Zeiten. Als Christenmenschen hoffen wir aber nicht untätig, sondern leben und wirken miteinander auf eine Welt in der Nachfolge Jesu hin, in der die Liebe das Maß der Dinge ist. Rechenschaft abzulegen über die Hoffnung, die mich erfüllt, bedeutet, dass die Hoffnung zur Tat wird.
Euer
Pfr. Martin Dubberke