KIRCHENAUSSTATTUNG: Folge 22 - Topf oder Vase

Topf oder Vase
Bildrechte Martin Dubberke

Blumen sind Botschafter. Sie tragen eine Botschaft, die wir heute oft nicht mehr dechiffrieren können. Was sie bedeuten können, haben wir am Beispiel der Rose und der Lilie sehen können. Ebenso konnten wir an diesen beiden Beispielen auch sehen, dass nicht nur die Blume, sondern auch die Farbe der Blume eine Botschaft transportieren kann. Aber was ist nun mit der Frage ob Topf oder Vase? Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als mal in meinem Vikariat der Kirchmeister einen Blumentopf auf den Altar gestellt hat, weil er meinte, dass das doch schöner aussähe als die Blumen vom letzten Sonntagsgottesdienst, die spätestens am Dienstag die Köpfe hängen lassen. Mein Mentor – ich sage es mal so – fand das damals gar nicht gut und mal wieder hatten die beiden das schönste Streitgespräch. Es ging damals zwischen den beiden ziemlich emotional her, denn aus Sicht meines Mentors gehörten Topfpflanzen nicht auf den Altar.

Ist nun die Frage nach Topf oder Vase nur eine Stilfrage oder eine liturgische oder kulturelle Frage? Der Blick in die Bibel macht deutlich, dass es hier keine spezifischen Anweisungen gibt, wie sakrale Räume, wie Kirchen mit Blumen dekoriert werden sollen.

Und dennoch stehen auf vielen Altären Blumen. Manchmal stehen sie auch in großen oder kleinen Bodenvasen vor dem Altar, weil die Altarfläche für liturgische Gegenstände wie das Kreuz, Kerzen oder das Abendmahlsgeschirr freigehalten werden soll, um den Fokus auf das Wesentliche des Gottesdienstes zu lenken.

Die Blumen stehen nun nicht nur vor oder auf dem Altar, weil sie eine konkrete dem Anlass bezogene Botschaft enthalten, sondern vor allem, weil sie allgemein als Ausdruck der Schöpfung Gottes und als Zeichen des Lebens und der Schönheit verstanden werden. Sie haben auch Einfluss auf die Atmosphäre in einem Kirchenraum, weil sie dazu beitragen können, eine Atmosphäre der Anbetung und Ehrfurcht zu schaffen.

Bleibt aber immer noch die Frage nach Vase oder Topf. Eigentlich ist es ganz einfach. Die Blume in der Vase steht für die Vergänglichkeit. Und damit symbolisieren sie auch das Leben, unser Leben, ein Leben, das aufblüht und wieder im Angesicht Gottes verblüht.

Die Metapher der verblühenden Pflanze als Sinnbild der Vergänglichkeit unseres Lebens findet sich auch öfter in der Bibel. So z.B. auch im 1. Petrus 1,24:

"Denn alles Fleisch ist wie Gras und all seine Herrlichkeit wie die Blume des Grases. Das Gras verdorrt, und die Blume fällt ab."

Aber mal ganz ehrlich, wenn das so ist, dann gilt das doch auch für Topfpflanzen. Denn eine Topfblume ist doch auch vergänglich, oder? Es gibt keine wirklich theologische Begründung dafür, dass man keine Topfpflanzen auf den Altar stellen darf. Es ist eine Geschmacks- oder Traditionsfrage.

Und wie ist es eigentlich mit künstlichen Blumen? – Na, die gehen ja gar nicht! Die verblühen nicht und vor allem duften sie nicht. Sie haben nichts Sinnliches, auch wenn Sie vielleicht auf den ersten Blick absolut echt aussehen.

Pfr. Martin Dubberke