Bei Jesus Sirach 39,14 heißt es: Wie Weihrauch werdet ihr Duft verströmen und aufblühen wie eine Lilie. Erhebt eure Stimme zum Lobgesang und preist den Herrn für all seine Werke.
Für Jesus Sirach ist die Lilie das Symbol für Schönheit, Reinheit und Anmut. Auch an anderen Stellen in der Heiligen Schrift ist die Lilie häufig als Sinnbild für Reinheit und Unschuld zu finden. Jesus selbst erwähnt bei Matthäus die Lilie, um Gottes Fürsorge zum Ausdruck zu bringen und die Schönheit der Schöpfung Gottes hervorzuheben:
Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. (Matthäus 6,28)
Jesus Sirach beschreibt dahingegen mit der Lilie die Herrlichkeit und den Lobpreis, den wir als Gläubige darbringen sollen. Mit der Verknüpfung von Duft und Schönheit hebt er dabei die sinnliche Seite des Gotteslobs durch uns hervor. Und gleichzeitig ist es eine Einladung, die Herrlichkeit und Schönheit Gottes in unserem Leben zu erkennen und darauf mit Dankbarkeit zu antworten.
Die Lilie begegnet uns ja nicht nur auf dem Altar, sondern auch auf dem Friedhof. Häufig gibt es auf dem Sarg ein Liliengesteck oder es werden Lilien mitgebracht und ins Grab gelegt. Auch hier spielt das Thema Reinheit eine Rolle. Die Lilie verkörpert die wiederhergestellte Unschuld einer Seele nach dem Tod eines Menschen. Sie steht für das ewige Leben. Und insbesondere weiße Lilien symbolisieren hier die Reinheit und das Mitgefühl.
Nebenbei gesagt, die weiße Lilie finden wir auch immer wieder in der Kunst. Hier wird Maria immer wieder mit einer weißen Lilie in der Hand dargestellt. Die sogenannte „Madonnen-Lilie“ symbolisiert hier die Keuschheit Mariens.
Ein Spezialfall ist die Schwertlilie. Schon in der griechischen Mythologie galt sie als das Symbol der Vermittlung zwischen den Göttern und den Menschen. Sprich, die Schwertlilie verweist auf die Botschaft. Das hat die christliche Symbolik dann später aufgenommen. So hält z.B. auf vielen Darstellungen der Engel, der Maria die göttliche Botschaft überbracht hat, eine Schwertlilie in der Hand.
Die Schwertlilie hat ja ein zweigeteiltes Blatt. Dieses soll zum einen für die Schmerzen des Herzens von Maria stehen und andererseits für ihre Standhaftigkeit gegenüber dem Teufel. So ist die Schwertlilie auch wieder eine Marienblume. Aber gleichzeitig ist sie auch eine Christusblume. Denn sie ist auch das Symbol für die wahre Fleischwerdung Jesu Christi.
Die Lilie ist damit auch wieder ein wunderbares Beispiel dafür, das Blumen nicht nur schön sind und gut duften, sondern auch eine Symbolkraft haben. Die Blumen sprechen eine ganz eigene Sprache, die wir heute oft vergessen haben. Wenn wir uns in der Kirche bewegen und uns anschauen, welche Blumen hier stehen oder in den Fenstern oder Bildern vorkommen, werden wir viele weitere Botschaften entdecken.
Pfr. Martin Dubberke