Als ich kürzlich in Meran in der Kirche St. Nikolaus war, habe ich 26 Altarkerzen gezählt. Es war ein großartiger Altar, der wir ein Marienmantel angelegt war. Bei uns in der Johanneskirche sind wir dahingegen etwas bescheidener. Hier stehen zwei Altarkerzen auf dem Altar. Aber welche Bedeutung haben eigentlich diese Kerzen? Sollen sie einfach nur eine schöne Stimmung machen? Sollen sie zum Nachdenken und Meditieren einladen? Sollen sie bei uns eine festliche Atmosphäre auslösen? Naja, mit zwei Kerzen wäre das wohl eher ein Candlelight-Dinner. Wobei, ein Candlelight-Dinner mit Gott?
Das Kerzenlicht ist zuerst einmal ein Symbol für Jesus Christus. Er selbst hat ja gesagt, dass er das Licht der Welt sei und wer im nachfolgt, würde nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben (Johannes 8,12). Das Licht ist also Orientierung und Leben zugleich. Wenn wir also auf die Altarkerzen blicken, sehen wir gewissermaßen das Licht Jesu Christi, das Licht des Lebens. Die Kerzen sind also Orientierungslichter. Wenn wir uns an dem orientieren, was uns Jesus Christus gesagt und vorgelebt hat, werden wir das Leben haben, wird es uns gut gehen, weil wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Sprich: Dieses Licht ist am Ende auch das Licht der Liebe und des Friedens.
Die Altarkerzen erinnern uns also an die Präsenz Gottes, also seine Gegenwart in unseren Gottesdiensten.
Kerzen sind ja ein ziemlich altes Beleuchtungsmittel. Schon in der Antike wurden Kerzen bei Kulten und religiösen Zeremonien verwendet. Aber erst im Mittelalter wurden Kerzen Teil der Liturgie. Sie fanden ihren Platz auf den Altären, bei Prozessionen, Taufen oder Beerdigungen. Auf dem Altar symbolisieren vor allem das Gebet und die Andacht der Menschen, die wie das Kerzenlicht zu Gott aufsteigen. Die Kerze hilft uns dabei, uns auf das Wesentliche zu fokussieren.
Aber die Kerze soll uns wie gesagt auch an das Licht Christi erinnern und dafür ist eine ganz spezielle Kerze das Symbol: Die Osterkerze. Sie ist die größte Kerze und steht auf einem eigenen besonders hervorgehobenen Kerzenständer neben dem Altar. Die Osterkerze wird aufwändig geschmückt. In vielen Gemeinden ist es üblich, dass Menschen aus der Gemeinde diese Kerze schmücken. Bei uns in der Johanneskirche macht das schon seit vielen Jahren Elisabeth Beer. Die Osterkerze wird immer in der Osternacht zum ersten Mal entzündet. Sie symbolisiert die Auferstehung Jesu Christi. Und natürlich spielt hier wieder die Stelle aus Johannes 8 eine Rolle. Jesus Christus ist das Licht der Welt. Und dieses Licht können Menschen nicht auslöschen, weil es immer und überall brennen wird. Und wenn wir im Gottesdienst eine Kerze anzünden, dann ist das zugleich auch ein Bekenntnis zum dreieinigen Gott.
Es gibt daneben noch weitere Kerzentraditionen. Diese Traditionen werden wir uns in der nächsten Folge genauer anschauen.
Pfr. Martin Dubberke