KIRCHENAUSSTATTUNG: Folge 32 - Das Kirchengestühl

Kirchengestühl
Bildrechte Martin Dubberke

Als ich im vergangenen Sommer in der Hamburger Kunsthalle war, blieb ich vor einem Bild von Hendrick van Steenwijck d.Ä. stehen, das um 1585 entstanden war und den Innenraum einer mittelalterlichen Kirche zeigt. Dieses Bild zog mich in seinen Bann. In dieser Kirche stand nicht eine einzige Bankreihe, aber es gab in dieser Kirche eine große Geschäftigkeit. Viele Menschen waren in dieser Kirche unterwegs: Geistliche, Edelmänner, Kinder, Männer, Frauen, ja sogar einen Hund, der durch die Kirche läuft, während in einem der Seitenschiffe Geistliche eine Messe feiern. Besonders anrührend ist eine andere Szene. Zwei Frauen sitzen an einer der Säulen dieser Kirche nebeneinander auf dem Boden. Die eine Nonne, die betet, und neben ihr eine junge Mutter, die ihr Kind stillt.

Dieses Bild hat mich vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen, weil diese Kirche ein Ort des Glaubens, der Begegnung und des Lebens ist, ein Ort des selbstverständlichen Umgangs mit dem Raum. Und ich dachte mir: So müsste Kirche heute auch sein.

Aber noch einmal zurück zu den fehlenden Bankreihen in dieser Kirche. Warum gab es hier keine Kirchenbänke? In der Tat wurden bis ins Spätmittelalter für die Gläubigen keine Sitzgelegenheiten aufgestellt. Wenn man sich aber das Gemälde von Steenwijck genauer anschaut, entdeckt man im Altarraum ein Chorgestühl.

Es gab in dieser Kirche also doch Sitzgelegenheiten, aber eben nicht für alle. Mit anderen Worten: Die Kirchenbank ist in einer Kirche nicht die einzige Sitzgelegenheit, sie ein Teil der Kirchengestühls, zu dem unter anderem auch die Kathedra des Bischofs, Patronatsloge, Pfarrstuhl und vieles andere mehr gehören. Und dann gibt es hier auch noch konfessionelle Unterschiede. Das werden wir uns in den kommenden Folgen genauer anschauen.

Pfr. Martin Dubberke