ANgeDACHT - Schmerzfrei dank Weisheit

Pfarrer Martin Dubberke
Bildrechte Johannes Dubberke

Wer jetzt denkt, dass es heute unter der Überschrift „Schmerzfrei Dank Weisheit“ von mir Alternative Schmerzmedizin gibt, der irrt. Nein, ich habe keinen Ersatz für Schmerztabletten im Gepäck. In dieser Passionszeit haben wir in der Region Süd unseres Dekanats die Predigtreihe „Schmerzpunkte“. Doch was sind Schmerzpunkte? Schmerzpunkte sind spezifische Probleme, Herausforderungen oder Bedürfnisse, die wir Menschen erleben. Diese können physischer, emotionaler, psychischer, politischer oder sogar wirtschaftlicher Natur sein. Sie sind im Grunde genommen die Dinge, die Unzufriedenheit, Frustration oder Schwierigkeiten verursachen.

Und dem werden ich mich heute aus der Perspektive des Glaubens annähern. Die theologische Betrachtung von Schmerzpunkten öffnet eine tiefere Dimension unseres Verständnisses von Leid und Herausforderungen. In unserem Glauben haben Schmerzpunkte oft eine doppelte Bedeutung: Sie sind einerseits Ausdruck der menschlichen Zerbrechlichkeit und des gefallenen Zustands der Welt, andererseits jedoch auch Gelegenheiten, Gottes Gnade, Trost und Erlösung zu erfahren.

Wir leben gerade in der Passionszeit. Also, in der Zeit, in der das Leiden, die Schmerzen Jesu Christi im Mittelpunkt stehen, die Schmerzen, die er auf sich genommen hat, um uns zu erlösen und einen Neubeginn zu ermöglichen. Drei Kreuzesnägel, eine Dornenkrone und ein Speerstich in den Unterleib symbolisieren Schmerzpunkte. Sie stehen für die Schmerzen, die durch unser Denken, Handeln und unsere Wege, die wir gehen entstehen, Schmerzen, die uns an die Nieren gehen. Und um zu wissen, wie tief der gefallene Zustand in unserer Welt ist, müssen wir nur die Zeitung aufschlagen.

Um zu wissen, wie wir mit den Schmerzpunkten umgehen, müssen wir nur die Heilige Schrift aufschlagen und schauen, was Sie uns da anbietet. Ich weiß nicht, was andere Pfarrer in so einem Falle empfehlen. Ich empfehle Weisheit 8,16:

Kehre ich aber heim, so finde ich bei der Weisheit Ruhe. Denn mit ihr Umgang zu haben, bringt keinen Verdruss, und mit ihr zusammenzuleben, keinen Schmerz, sondern Lust und Freude.

Das ist doch eine gute Botschaft. Dieser Vers ruft uns dazu auf, diese Ruhe aktiv zu suchen. Lasst uns nicht von Sorgen und Ängsten beherrschen, sondern lasst uns in die Stille der Weisheit Gottes zurückkehren. Vertrauen wir darauf, dass er uns durch alle Prüfungen trägt und uns Freude inmitten von Schmerz schenken wird.

Ich weiß, dass das kein einfacher Weg ist. Und auch dieser Weg hat seine besonderen Herausforderungen, denn es ist kein zielführender Weg, den Herausforderungen aus dem Weg zu gehen. Wir erfahren das heute doch immer wieder. Manche lassen ihre Wut, ihren Frust, ihre Enttäuschung und auch ihre Ohnmacht auf dem Stimmzettel oder bei Demonstrationen raus. Manche gehen zuweilen auch ganz andere Wege, die dann zu Abwegen werden. Und manche gehen dem aus dem Weg, wollen z.B. über Politik oder andere Themen gar nicht mehr reden. Doch das ist auch kein Weg, denn dann nimmt man gewissermaßen eine Schonhaltung ein, die am Ende des Tages zu noch ganz anderen Schmerzen führen wird.

„Kehre ich aber heim“ meint die Umkehr. Ich gehe wieder nach Hause in das Haus des Herrn. Und ich weiß, dass Gott mich annimmt, so wie ich bin. Er nimmt mich als sein Geschöpf an. Und damit komme ich zur Ruhe. Die Weisheit ordnet meine Gedanken und mein Handeln. Diese Weisheit ist mein Leben aus dem Glauben heraus. Und dieser Glaube will für meinen Nächsten und mich nur das Beste, nämlich die Liebe. Und aus der Liebe, die wir von Gott empfangen, dieser Wärme, die unsere Seele und unser Herz umfängt, verändert sich unser Leben.

Euer Pfr. Martin Dubberke