Am Ewigkeits- oder Totensonntag, dem letzten Sonntag des Kirchenjahres ist die liturgische Farbe Weiß. Aber warum ist nicht eigentlich Violett, die Farbe der Passion, des Schmerzes und des Leidens die liturgische Farbe an diesem Tag? Tod und Ewigkeit - das bedeutet doch eigentlich Abschied und Trauer.
Aber mal andersherum gefragt? Was fällt einem bei Ewigkeit ein? Das Licht. Menschen, die schon einmal eine Nahtoderfahrung gemacht haben, berichten immer wieder von einem wunderbaren Licht, das sie angenehm und schön fanden. Weiß ist eben die Farbe des Lichts. Sie steht für die Auferstehung und das Leben. Beim Evangelisten Johannes wird Jesus wie folgt zitiert:
Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Johannes 8,12
Weiß ist also die Jesus-Farbe. Deshalb haben wir auch an den Christusfesten wie Weihnachten, Epiphanias, Ostern, Christi Himmelfahrt und am Sonntag Trinitatis Weiß als liturgische Farbe. Weiß als Farbe für die Geburt Jesus Christi, mit dem ein ganz besonderes Licht in die Welt gekommen ist. Weiß an Epiphanias, dem Tag als die Heiligen Drei Könige dem Kind in der Krippe ihren Besuch abstatten. Epiphanias kommt von ἐπιφάνος (epiphanos), was so viel bedeutet wie sichtbar oder hervorleuchtend. Es geht also wieder um Licht und damit um die Farbe Weiß. Weiß als Farbe der Auferstehung, waren doch die zusammengefalteten Tücher, die im Grab des Auferstandenen gefunden wurden, weiß. Und der Engel, der bei Matthäus 28,3 den Frauen am Grab begegnete in Weiß gekleidet. Naja, und das Weiße Licht der Sonne bei Christi Himmelfahrt dürfen wir auch nicht vergessen oder auch am Sonntag der Heiligen Dreifaltigkeit Gottes.
Weiß ist die Farbe der Reinheit, der Unschuld. Deshalb sind auch die Taufkleider weiß.
Weiß ist aber auch die Farbe der Orientierung, weil wir im Lichte Jesu und nicht in der Dunkelheit wandeln. Daran will uns die Farbe Weiß erinnern. Wenn Weiß die Farbe der Orientierung ist, dann erklärt es sich auch, weshalb bei Hochzeiten die Farbe Weiß zum Einsatz kommt. Auch Ehepaare sollen in ihrer Ehe im Lichte Jesu leben, damit es eine gute Ehe wird.
Und bei der Taufe steht Weiß eben nicht nur für die Reinheit, die Befreiung von der Sünde und den Beginn eines neues Lebens, sondern auch für die Orientierung in diesem neuen Leben, das durch die Taufkerze nachhaltig symbolisiert wird. Taufkerze – Licht – Licht Jesu. Genau! Auch hier kommt wieder Johannes 8,12 zum Tragen.
Weiß ist ansonsten noch die liturgische Farbe an Gründonnerstag, Johannis und Michaelis. Gründonnerstag ist ein Christusfest. Johannes ist der Mann, der auf Jesus hingewiesen hat und Michaelis ist der Tag der Tag- und Nachtgleiche. Es geht also mal wieder ums Licht. Aber eigentlich ist Michaelis wieder ein Christusfest, weil der Erzengel Michael Satan aus dem Himmel gestürzt hat und hier eine Verbindung zum Sieg Christi durch die Auferstehung hergestellt wird. Weiß ist und bleibt damit die Farbe der Orientierung, weil wer im Licht Jesu geht, auch das Licht des Lebens haben wird.
Pfr. Martin Dubberke