ANgeDACHT - Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen

Pfr. Martin Dubberke
Bildrechte Johannes Dubberke

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen.

Jesaja 5,20

Der Monatsspruch für den November gibt mir ganz schön zu denken. Die Gefahr, Gut und Böse, Licht und Finsternis zu verdrehen. Es ist ein wichtiger Vers, weil er die Gefahr von Propaganda und Fakenews thematisiert. Ich kann mich dieser Gefahr erwehren, wenn ich weiß, was Gut und was Böse ist, was Licht und was Finsternis ist, was süß und was sauer ist. Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist. Es ist wichtig, zu wissen, was von Gott her gut ist, weil wir dann das süße Gift des Finsteren erkennen können. Beim Blick auf den Monatsspruch sehe ich am Dienstagmorgen aber auch eine Twittermeldung von Andrij Melnyk, und ich ahne, dass dieses Mal der Platz für mein ANgeDACHT nicht reichen könnte. Er stellt nämlich die Frage: „Lieber Gott, von welchem Baum seid Ihr in der Evangelischen Kirche gefallen? Waffenstillstand würde die brutale russische Besetzung zementieren. Millionen Ukrainer würden dem mörderischen Regime Putins ausgeliefert.“ Mittlerweile kennen wir seinen Stil, der nicht jedem gefällt, zuweilen auch deshalb nicht, weil viele seine Art von engagierter, pointierter Scharfzüngigkeit nicht mögen. Sein Tweet bezieht sich auf einen Artikel in der Süddeutschen zur Predigt der Ratsvorsitzenden der EKD, Annette Kurschus, zum Reformationstag, in der sie Waffenstillstandsverhandlungen fordert.

Ich lese den Artikel in der Süddeutschen und spüre in mir Ratlosigkeit. Ich bin, weiß Gott, kein Kriegsbefürworter. Aber ich weiß noch immer, was ein Aggressor ist, also, was Gut und was Böse ist.

In der Süddeutschen wird auf die Äußerungen des Friedensbeauftragten der EKD verwiesen, der gesagt hat, dass gerade Deutschland, das historisch so viel Unheil angerichtet habe, keine Waffen liefern dürfe.

Es gibt zwischen 1939 und 2022 allerdings einen entscheidenden Unterschied. 1939 war Deutschland der Aggressor, also das, was Russland heute ist. Heute steht Deutschland auf der Seite derjenigen, die die Ukraine im Kampf gegen den Aggressor unterstützen.

Wenn ich fordere, keine Waffen zu liefern, dann muss konsequent die Lieferung deutscher Waffen in alle Krisengebiete gestoppt werden. Nur das wäre dann folgerichtig und glaubwürdig. So werden deutsche Waffen im Jemenkrieg eingesetzt, die wir an Ägypten, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Katar geliefert haben und zum Teil noch liefern. Nach Katar sind sogar Waffen geliefert worden, die auf der Kriegswaffenliste stehen.

Schaue ich mir die deutsche Geschichte an, dann geht das für mich nicht, ohne an Dietrich Bonhoeffer zu denken. Er hat gesagt, dass es nicht reicht, die Opfer unter dem Rad zu verbinden. Man muss dem Rad selbst in die Speichen fallen. Und so beschäftigt mich seit Monaten immer wieder die gleiche Frage, wie man dem Rad, das z.B. durch die Ukraine rollt, wirksam in die Speichen fallen kann. Es ist für mich, die zentrale Frage in diesem Krieg. Welche Möglichkeiten haben wir als Christinnen und Christen? Was können wir als Christinnen und Christen einbringen? Das Einzige, was mir immer und immer wieder dabei in den Sinn kommt, ist nicht ungefährlich und ich weiß auch nicht, ob ich mich das trauen würde: eine Völkerwallfahrt. Wenn der Papst und die Bischöfe – und seien es nur die aus Europa – , egal ob katholisch oder evangelisch sich aus allen Himmelsrichtungen von ihren Bischofssitzen aus Richtung Kiew zu einer Friedensprozession auf den Weg machen würden, singend und betend in ihren Gewändern und sich die Pfarrerinnen und Pfarrer ebenso auf den Weg machen würden und ihnen die Gläubigen folgen würden, und man mit den scharfgeschliffenen Waffen der ersten Christenheit, dem Wort, dem Lied und dem Gebet ausgerüstet wären und sich so Hunderttausende oder Millionen Christenmenschen auf den Weg nach Kiew machen würden, fielen wir dem Kriegsrad sicherlich in die Speichen.

Euer

Pfr. Martin Dubberke

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Bildrechte Pfr. Martin Dubberke

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