ANgeDACHT - Sammle, großer Menschenhirt

Pfr. Martin Dubberke
Bildrechte Johannes Dubberke

Wir leben in einer Zeit der Erwartung. Ja, was ist Advent anderes, als eine Wartezeit? Wir warten mal wieder auf die Heilige Nacht, in der wir uns erinnern, dass nach unserer Zeitrechnung vor 2021 Jahren ein kleines Kind geboren wurde, das die Welt und damit auch uns retten wird, dass alles wieder gut wird.

Also, seit dem Jahr 336, als Rom den 25. Dezember als kirchlichen Feiertag festgelegt hat, erinnern wir uns Jahr für Jahr an die Geburt des Heilands, singen Lieder, schmücken unsere Wohnungen, Häuser, Gärten, Straßen, damit erkennbar wird, dass diese Zeit eine besondere, eine gefühlvolle Zeit ist.

Also, Advent ist die Wartezeit auf die Ankunft Jesu Christi, der ja eigentlich schon längst unter uns lebt. Und eigentlich sind wir doch auch schon gerettet, oder? - Naja, wenn das Wort „eigentlich“ nicht wäre. Ich muss ja schließlich auch die Rettung, die Hilfe annehmen wollen. Und mein Gefühl ist, dass wir in einer Zeit leben, in der alle klagen, aber keiner die Rettung sehen möchte, die eigentliche Rettung aus der ganzen Misere.

Nein, ich will jetzt nicht schon wieder mit Corona kommen. Das haben wir doch in der Zwischenzeit kreuz und quer durchdiskutiert, so lange, dass es einen Riss, einen Spalt zwischen Menschen, Familien, Kolleginnen und Kollegen und nicht zuletzt in der Gesellschaft gibt.

Aber Augenblick mal. Da geht mir gerade eine Liedstrophe durch den Kopf:

Schaue die Zertrennung an,

der kein Mensch sonst wehren kann;

sammle, großer Menschenhirt,

alles, was sich hat verirrt.

Erbarm dich, Herr.

Das passt doch in unsere Zeit und in diesen Advent der vierten Welle. Nein, ich mache es mir angesichts der vielen Kranken und Toten nicht zu einfach, aber die Botschaft Jesu gibt uns deutliche Hinweise, wie wir gut durch diese Krise kommen, was wir, was jeder einzelne tun kann, was wir gemeinsam tun können. Man kommt nicht als Einzelkämpfer durch eine Weltkrise. Das gelingt nicht einmal James Bond. Das geht nur gemeinsam. Und genau deshalb, weil uns diese Sehnsucht treibt, werden wir am Heiligen Abend wieder aus voller Brust — wenn auch hinter der Maske — singen...

O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!

Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue dich, o Christenheit.

Das ist die Botschaft, der Auftrag an uns, sich versühnen zu lassen. So könnte Weihnachten wirklich ein Aufbruch in eine neue Zeit werden.

In gespannter Erwartung Euer/Ihr


Pfr. Martin Dubberke

 

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