Als Kind habe ich es geliebt, mich zu verkleiden. Wenn ich im Fasching Prinzessin war, habe ich mich vornehm und edel gefühlt, mich möglichst elegant bewegt und höflich gesprochen. War ich Clown, tollte ich laut und albern herum. Als Indianerin wurde ich zur aufmerksamen Fährtenleserin. Der Fasching war eine wunderbare Gelegenheit zum Ausprobieren verschiedener Rollen. Wer bin ich wirklich? Welche Seite von mir will ich leben und den anderen zeigen? Und wie viel Spaß macht es, mal in eine ganz andere Rolle zu schlüpfen?
Seit frühester Zeit gehören Masken überall auf der Welt zur menschlichen Kultur. Sich verbergen, unerkannt Neues ausprobieren, in die Haut eines anderen schlüpfen und dadurch neue Perspektiven gewinnen, scheint ein menschliches Urbedürfnis zu sein. Die zeitweise Verwandlung hilft bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, das ist nicht nur bei Kindern so. Person – dieses Wort kommt geht zurück aufs lateinische personare, „durch und durch ertönen, laut erschallen“; denn beim Schauspiel muss man laut durch den Mund der Maske sprechen. Zum Person-Sein gehört es also dazu, sich in verschiedenen Rollen auszuprobieren. Nicht nur im Fasching oder im Theater, sondern gewiss auch im Leben probiere ich ja immer wieder neu aus, wer ich bin.
Ist die Vorstellung vorbei, wird die Maske wieder abgenommen. Dann zeige ich wieder Gesicht. Doch egal, ob ich eine Maske trage oder nicht, Gott kennt mich „HERR, du durchschaust mich, du kennst mich bis auf den Grund“ heißt es im Psalm 139. Eine schöne Vorstellung: Egal, welche Rolle ich in meinem Leben spiele, ob ich andere eher belustige oder erschrecke, ob ich sie begeistere oder enttäusche, ob meine „performance“ brillant ist oder zu wünschen übriglässt: Gott, der Schöpfer meines Lebens, sieht, kennt und liebt mich, so wie ich bin.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Faschings-Wochenende und einen gesegneten Beginn der Passionszeit!
Ihre Pfarrerin Uli Wilhelm
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