„Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß.“ So beginnt Rainer Maria Rilkes berühmtes Gedicht „Herbsttag“. Es bringt die Stimmung dieser Jahreszeit auf den Punkt: Nach einem langen, schönen Sommer heißt es Abschiednehmen von den warmen Sommertagen. Herbstzeitlose blühen, erste Blätter färben sich gelb, die Tage werden spürbar kürzer, die Nächte kühler und die Farben intensiver. Sogar die ersten Lebkuchen werden in manchen Geschäften bereits zum Verkauf angeboten. Als könnten manche die Übergangszeit einfach nicht aushalten: nach dem Sommer muss es direkt zum nächsten Highlight gehen, zu Weihnachten.
Ich mag den Herbst. Er ist eine üppige Zeit, voller Fülle und Früchte. Zugleich führt mir diese Jahreszeit täglich vor Augen, dass nichts bleibt, wie es ist. Alles, was wir zu „haben“ meinen, ist uns nur für eine bestimmte Zeit verliehen: unser eigener Körper, unsere Mitmenschen, unsere Umwelt, unser ganzes Leben. Alles müssen wir eines Tages loslassen und zurückgeben in die Hände dessen, der uns das Leben einst verliehen hatte. „Der Herr segne deinen Ausgang und Eingang“, heißt es im Psalm. Ich wünsche uns allen, dass dieses letzte Abschiednehmen genauso sanft, farbenfroh und erfüllt sein kann wie ein leuchtender Herbsttag. Und dass wir staunend entdecken: Das Sterben ist am Ende ein Übergang in etwas ganz Neues!
Ihre
Pfarrerin Uli Wilhelm
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Liturgischer Kalender
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Wochenspruch:
Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig. ( Jes 40,3.10 )
Wochenpsalm: Ps 85,2–8
Predigttext: Röm 15,4–13
Der nächste hohe kirchliche Feiertag: