Der Friede soll jetzt mit eich sei,
der Heilig Geist glei obendrei.
Wann oane si auf d’Kanzl wagt,
na gh’ert des glei am Anfang gsagt.
Weil, mei, es kannt ja schließlich sei,
dass irgendjemand waar dabei
den d’Pfarrerin so richtig nervt,
der insgeheim scho‘s Messer schärft,
weil er jed’s Wort persönlich nimmt,
bis eahm die Galle auffakimmt.
Der mecht koa Kirchenliadl singa,
liaba alle zum Schweign bringa.
A andrer, dem is alles Wurscht.
Er hod hauptsächlich heid an Durscht
mitbracht und gfreid si aufn Sekt,
der seine Lebensgeister weckt.
„Hoffentlich dauerts nimmer lang“
denkt er, gfreit si scho aufn Klang
von de Glockn, wann de Kirch is aus.
Dann endlich geht’s zum Hütterl naus!
A paar san vielleicht aa herin,
de seng im Gottesdienst koan Sinn.
Daan liaba heid a Schiitour packa,
oder no im Bett drin flagga.
Da Sonntagmorgn, der waar so schee
müaßad ma ned ind‘ Kircha geh,
so sinnierns a bissl trüab,
si deans hoid irgendjemand z’liab.
Und wieder andre möchtn hörn,
wia d’Pfarrerin duad’s Wort erklärn.
De wartn gspannt scho auf die Predigt,
doch d’Freid dro hod si glei erledigt.
Da Schock steht eana drin im Gsicht:
Wat is nu dat? Dett gloobste nicht.
Pastorinnen, die Mundart sprechen?
Es möge ihr die Zunge brechen!
Hier kann man doch kein Wort verstehen.
Ich werde nun nach Hause gehen
und nen Beschwerdebrief verfassen:
Frau Wilhelm muss Garmisch verlassen!
Ja, Friede soll jetzt mit eich sei,
der Heilig Geist glei obendrei!
Deads spitze Zunga, Frust und Messer
ned aussalassn – des is besser.
An jedm mach i‘s eh ned recht –
und Hass und Zwietracht, de waarn schlecht
für a Gemeinde, segt’s des ei?
Drum soll da Friede mit euch sei.
Wia des am allerbesten geht?
Hoid so, wia’s beim Matthäus steht.
Habts aufbasst vorhin bei der Gschicht,
de da Herr Jesus zu uns spricht?
Wer immer von eich zu mir kimmt
und si mei Red zu Herzn nimmt,
und des aa duad, wos i eahm sag,
der is – für mi ganz ohne Frag –
a Baumoasta, der’s richtig macht
und dem sei Haus ned zammakracht.
Weil er baut’s auf an festn Grund,
kompakter Felsn, der is gsund.
Fels hoaßt auf Griechisch PETRUS fei.
Da foit mir glei was anders ei:
„Dir, Petrus, mecht i ganz vertraun,
auf di wui i mei Kircha baun!“
So hat’s da Jesus amoi gsagt
und hod dabei ned weider gfragt,
ob des der Petrus wirklich schafft,
und ob eahm reicht sei Glaubenskraft?
A jeda woaß‘, wias weitergeht,
und, Leid, de Gschicht is ganz schee bläd:
Sobald de Lage war brisant,
hod er sein Herrn nimmer gekannt.
Petrus – a fester Felsn is er
jetzt nimmer, bloß a kloana Schisser.
Vor Angst macht er si fast ins Hemd,
und sogt, da Jesus waar eahm fremd.
Der Petrus konn so schamlos liagn,
dass si glei alle Boikn biagn!
Der Schwindler soll der Urgrund sei
für unser Kirch? O mei o mei,
mir gangerst mit a so a Basis.
A fester Felsn? Na, a Kaas is’s!
Wann ma auf den sei Häusl baut,
hod ma vielleicht am Foischn traut?
Obs deswegn heid no schwierig is?
Mit unser Kirch is’s doch a Gschiss:
Des was de Leid am meistn stört,
werd gern unter an Teppich kehrt:
Missbrauch, Verschwendung, Korruption -
So laffa d’Christen uns davon.
Und manches Moi hod ois korrupt
selbst d‘ Kirchenleitung si entpuppt.
Da ruckans koane Aktn raus,
und macha a Geheimnis draus,
wer welchn Dreck am Stecka hod.
Mei, Leid, i find‘ des fei so schod.
Da is doch des koa Wunder ned,
wanns mit da Kircha abwärts geht.
I findt, es is manchmoi zum Woana.
Stenga mir no auf feste Stoana?
Oder is unter uns bloß Sand
und alles wackelt umanand?
Zwar stecka d‘ Madn drin im Speck,
doch‘s Geld geht aus, d’Leid laffa weg.
Ja is denn alles voller Deifen?
so fragt ma si und kannt verzweifen.
Hat von eich jemand a Idee?
Na sagt’s ma’s, Leid, i bitt euch schee.
Wia kannt ma außer durch vui betn
denn unsern Glaubn vielleicht no rettn?
Wia hoitn ma unser Kircha jung,
verpassn ihr an gscheidn Schwung,
poliern sie auf in neuem Glanz,
damit sie gwinnt an Relevanz?
Ma miaßad vielleicht lauter schrein.
(Kind auf Traktor fährt durch Mittelgang)
Ui, schaugt’s, was kimmt denn da herein?
Jetzt bin i platt: a Kind mit Traktor?
Moants Ihr, des waar vielleicht a Faktor
wia ma bei uns Aufmerksamkeit
kriagad von alle, nah und weit?
Geh, Madl, lass dein Bulldog da.
Bist du a Engerl? I moan scho.
Weil i woaß: himmlische Boten
kenna manches neu ausloten.
Wann i di oschaug, kommt mir schon
a himmlische Inspiration!
I dank dir schee, du deafst jetzt geh.
Dei Traktor, der bleibt bittschön steh.
(Kind durch Mittelgang zurück)
Des war doch jetzt koa Zuafoi ned?
De Kinder zoagn uns doch wia’s geht.
Eahna ghert doch des Himmereich –
Habt’s Ihr aa den Gedanken gleich?
Genau, des waar doch die Idee:
amoi auf d’Barrikaden geh:
Mitm Traktor nei nach Minga fahrn
oder mit andre oide Karrn,
de Kirchenvorständ, alle Pfarrer,
de Hausmoasta, de Krankenfahrer,
de Mitarbeiter vom Büro,
Seniorenkreise sowieso,
Diakone, Konfirmanden,
Kindertagesstättentanten,
Krabbelgruppen, Jugendtreffs,
de ganz kloana und de Chefs,
Kirchenchöre, Musikgruppen,
Militärseelsorgetruppen,
Sitztanzdamen, Tafelkunden,
LGBTQ, die bunten,
Und sogar de Bücherei
waar ausnahmsweise aa dabei
Alle daan ma zammasteh
solidarisch, so kannt’s geh:
Fahrn bis zum Landeskirchenamt,
blockiern de Stassn allesamt,
es gaab a Traktor-Hupkonzert,
des selbst an Doaradn no stört.
Vielleicht kaam mit am flottn Huad
dann aa da Söder, des waar guad,
weil der stammt ausm Fankenland
und is deswegn a Protestant.
Da Hubsi mit seim Opfesoft,
der hätts womöglich aa no gschafft,
ois Bayerns Oberpopulist
riacht der vermutlich jeden Mist.
Völlig egal, wia tiaf er sinkt,
er ist da, wann’s jemand stinkt!
Notfalls hat er no an Bruada,
i moan, der is scho recht a Luada.
So sieg i jetzt uns allesamt
da steh vorm Landeskirchenamt.
De hoha Herrn wern mir auflauern
grad wia am Habeck unsre Bauern:
Mir hupn, pfeiffn, randaliern
und hoffen alle: Des werns gspürn!
Ganz sicher bin i freili ned
ob des wirklich so oafach geht?
An langa Streik, blockierte Strassn,
und amoi richtig Dampf ablassn,
is des wirklich a guada Weg?
Oder langst dann erst recht in Dreck?
Wannst moanst, dass alles besser werd,
wann ma nur laut und kräftig stört,
und haut fest auf de andern drauf,
na sitzt vielleicht am Irrtum auf.
Moanst, mit Rabatz, Protest, Randale
verhinderst du jetzt de Skandale?
Mir foid a Gschicht vom Jesus ei.
Damois waarn aa vui Leid dabei,
de ham eahm nachm Schuidsei gfragt.
Da hat da Jesus eahna gsagt:
„Dua ned bloß aufn Bruada schaung,
wann der an Splitter in de Augn
drin hod. Schaug di selber o.
Da hängt an ganzer Balkn dro!
Und des Brettl vor deim Hirn
vernagelt dir de ganze Birn.
Ziag zerscht den Balkn aus deim Aug,
dann erst auf de andern schaug!“
Wann jeder von uns des so machert,
na waar de Welt ned ganz so krachert.
Blockaden, Wuat, Protestgeschrei,
de waarn womöglich schnell vorbei,
wann jeder zerscht in Spiagl schaugt
ob des Buid da drin was taugt.
A bisserl mehra Selbstkritik
de waar fei, moan i, scho wichtig.
De waar a guada Apparat,
politisch, kirchlich und privat.
Und wann da Traktor nimmer fahrt,
hod ma aa glei an Diesel gspart!
Doch zruck zu unserem Predigttext.
Wissts, Leid, manchmoi is wia verhext,
da foin mir tausnd Sachan ei
dochs Wichtigste is ned dabei.
Des find i manchmoi richtig schod,
wia der Mo, der auf Sand baut hod,
Sovui is sicher, oamoi kimmt
a Regn, a Wasser und a Wind.
Weil, samma doch moi wirklich ehrlich,
as Leben is oiwei lebnsgfährlich.
Dann merkst du: Alles is fragil
und fei gar ned aso stabil
wia ma’s am liabern rausgsuacht hätt.
Und es kimmt anders, des is bläd:
An Unfall host oder werst krank
Und scho siegst auf da Ofabank
da hockt da Boandlkramer rum.
Und dann haut’s dei Häusl um,
wannst as bloß auf Sand baut host
und dei Glaubn is längst verrost
Dann bricht alles ganz schnell zam.
Gell, des mechst du anders ham?
Der Herr Jesus sagt, wia’s geht:
„Mensch, du, hör hoid auf mei Red!
Dua, was i dir sag, sei schlau,
weil dann hoit dei Lebensbau.
Der Glaubn is a Fundament
wia ma gar koa bessers kennt.
Drum hob koa Angst, vertrau auf mi,
sogar im Sterbn da hoit i di!“
A jeder is moi stark, moi schwach,
da is da Glaubn a feine Sach:
Wann ma ois seim Herrgott sagt,
konn ma‘s abgebn, was oan plagt.
Perfekt muaß da fei koana sei,
weil Fehler macht a jeder glei.
Ned ois laaft oiwei so wia gschmiert,
so schnell is a Schmarrn passiert!
Des is am Petrus aa so ganga,
so hats mit unsrer Kirch ogfanga.
Und wann i des grad recht bedenk,
is genau des a Riesen-Gschenk.
Ohne Fehler is hoid koana,
aa wenn manche von uns moana:
„Alle andern, de san schlecht,
nur i bin am Herrgott recht!“
Du mit deiner schiafn Nosn,
du mit deiner schwachn Blosn,
du mit deiner Ungeduld,
du mit deiner oidn Schuld,
Gscheidhaferl und Besserwisser,
Draufgänger und Oberschisser,
Rechthaber und graue Mäus,
oana laut, da ander leis,
de, wo oiwei a Maskn tragn
und de, de gar nia ebbas sagn.
Längst san ned alle in der Spur,
trotzdem: a jeder ghört dazua.
Mia miassn uns nur zammaraufn,
de Kircha is a bunter Haufn
von lauter grundverschiedne Leid,
doch grad des, moan i, des gfreid
unsern Herrgott. Er mags bunt.
Drum geht’s bei uns oiwei rund,
auffe, owe, vorwärts, zruck.
Da brauch ma uns gar koan Druck
macha und koa Panik griang,
uns ned in’d eigne Taschn liang.
Is scho richtig, sagn ma’s glei:
De fettn Jahre san vorbei.
Unser Kirch werd – Gott sei Dank –
endlich wieder bisserl schlank,
werd agil und aa beweglich
für vui Leid besser verträglich.
Breit si nimmer gar so aus.
Muaß sogar so manches Haus
abgebn oder sogar schliaßn.
Dean ma’s ned, na miaß ma’s biaßn.
Unser Zukunftsfähigkeit
geht fei jetzt los und grad heit.
Warum hast du jetzt so glacht?
Der Dubberke hats vorgmacht:
Ma konn mit Willen und mit Hirn
ganz schee vui Ballast verliern,
Mit da richtigen Diät
gwinntst du Lebensqualität.
Du da hinten, armer Deife,
hast du da dro no an Zweife?
Möchst du, dass ois bleibt, wia’s war,
am liabstn no fünfhundert Jahr?
I sag da glei, da werd nix draus,
mancher oide Zopf muaß raus,
und selbst wenn si d’Leid dro störn:
unser Kirch werd anders wern:
Unser Geldbeutl werd schmal,
des gspürn mir am Personal.
De Gebäude zum Dahoitn,
macht uns manche Sorgnfoitn.
Da muaß manches schlanker wern,
doch ihr braucht’s eich ned beschwern.
Weil seit boid zwoatausnd Jahr
führt da Herrgott wunderbar
unser Kirch durch alle Zeitn,
durchn Frieden und durchs Streitn.
Oiwei is was anders worn.
Hod uns aber nia verlorn
gebn, hod uns ghebt und tragn,
Und i glaab ma konn scho sagn
Der Herrgott, der liebt Change-Prozesse,
selbst mitten in der Sonntagsmesse.
Hauptsach is, des Haus, den Glauben
lass ma uns von neamands rauben.
Stell ma’s auf an festn Grund:
jedes Wort aus Gottes Mund.
Selig is, wer redt und handelt,
nach seim Willen. Der verwandelt
unser Welt in an scheena Ort.
So vui Macht hat Gottes Wort.
Trau ma eahm, Ihr Herrn und Damen.
Wann’s ihr des aa wollts, sagts jetzt:
AMEN
Pfarrerin Uli Wilhelm
Narrenpredigt am 11. Februar 2024 in der Johanneskirche zu Partenkirchen
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