ANgeDACHT - Muggenschritt

„Weihnachten um an Muggenschritt,
Neujahr um an Hennatritt,
Dreikönig um an Hirschensprung,
Liachtmess um a ganze Stund“.

Dieser schöne alte Spruch fasst eine Erfahrung zusammen, die wir alle in diesen Januartagen machen können: Die Tage werden allmählich wieder länger. Die dunkelste Zeit im Jahr liegt hinter uns. Es geht aufwärts. Wer genau hinhört, kann schon die ersten Vögel zwitschern hören – auch wenn die Nächte immer noch lang sind und die Sonne schon am späten Nachmittag hinterm Horizont verschwindet. Für mich sind die ersten zarten Vogelstimmen im Jahr immer wie eine Verheißung: Bald wird es wieder Frühling. Licht und Leben kehren irgendwann zurück, selbst nach dem kältesten Winter.

Der große indische Philosoph Rabindranath Tagore hat einmal gesagt: „Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch finster ist“. Das gefällt mir. Nicht nur jahreszeitlich erleben wir ja finstere Zeiten, sondern auch manches andere trübt unser Leben immer wieder ein: persönliche Sorgen, traurige Abschiede, politische Probleme, gesellschaftliche Spannungen, die nicht enden wollende Pandemie, die Bedrohung unserer Welt durch Klimawandel und Artensterben und so manches mehr. Reichlich finster kann einem die Welt oft erscheinen.

Der Glaube ist für mich eine große Gegenkraft zu aller Verzweiflung. Das Vertrauen, dass sich am Ende das Licht durchsetzen wird gegen alle Kräfte der Finsternis. Die Hoffnung, dass das Leben am Ende stärker sein wird als der Tod. Die Ahnung davon, dass am Ende alles gut wird. Dieser Glaube trägt durch dunkle Zeiten. Manchmal ist er zwar nur klein wie ein „Muggenschritt“. Aber er kann größer werden und kräftiger – wie das Licht um diese Jahreszeit. Ich wünsche es Ihnen, dass Sie die Stimme dieses Vogels recht oft zwitschern hören!

Ihre Pfarrerin Uli Wilhelm

 

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Aktueller Feiertag:

20.11.2024 Buß- und Bettag

Wochenspruch: Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben. ( Spr 14,34 )
Wochenpsalm: Ps 130
Eingangspsalm: Ps 130
AT-Lesung: Jes 1,10–18
Epistel: Röm 2,1–11
Predigttext: Lk 13,(1–5)6–9
Evangelium: Lk 13,(1–5)6–9
Wochenlied: EG 299: Aus tiefer Not schrei ich zu dir
Liturgische Farbe: Violett


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