Als Kind konnte ich oft in der Nacht vor meinem Geburtstag kaum schlafen. Zu groß war die Aufregung und die Freude vor diesem besonderen Tag. Ich freute mich auf die Feier, die Gäste, die Spiele, die Torte und ich freute mich darauf, einen Tag im Mittelpunkt zu stehen. Heute gehe ich deutlich entspannter an Geburtstage ran: Immer noch freudig und meistens dankbar. Gleichzeitig zieht man an Geburtstagen häufig Bilanz über das Vergangene und macht sich Gedanken über das, was die Zukunft wohl bringen mag.
Vor ca. 2000 Jahren feierte noch jemand Geburtstag, und zwar 50 Tage nach Ostern. Unsere Kirche wurde geboren. Und es gab sogar Geschenke: Jesus war vor einigen Tagen in den Himmel aufgefahren und er hatte seine Jüngerinnen und Jünger, seine Freunde und Familie, mit einem bittersüßen Gefühl zurückgelassen. Sie alle freuten sich, dass Jesus nun bei seinem Vater war. Sie aber mussten nun ohne Jesus auskommen. An diesem Sonntag schickte Jesus aus dem Himmel sein Geschenk an seine Freunde, die in Jerusalem versammelt waren. Der Heilige Geist, Gottes Kraft in und unter den Menschen, regnete in Feuerszungen vom Himmel über die Jerusalemer Versammlung. Der Geist verband diese Menschen, machte sie zu einer Gemeinde. Im so genannten Pfingstwunder waren die Leute fähig, in anderen Sprachen mit anderen Menschen zu kommunizieren und von Gottes Liebe zu erzählen. Soziale Unterschiede wurden unwichtig. Durch den Heiligen Geist wurden menschliche Gräben wie durch ein Band der Liebe überwunden. Die Stimmung war so ausgelassen und glücklich, dass Passanten dachten, die Feiernden wären schon mittags betrunken (obwohl sie nüchtern waren). Klingt nach einer ziemlichen Party!
Die jährliche Geburtstagsbilanz mag gemischt ausfallen, in der Kirche wie im menschlichen Leben. Immerhin sind in der Kirche genau das, Menschen, mit ihren Stärken und Schwächen, versammelt. Aber der Heilige Geist, der an diesem Pfingstsonntag ausgegossen wurde, will uns verbinden, Kraft schenken und Leben schaffen. Er will uns näher zueinander bringen und gleichzeitig jeden Einzelnen von uns befähigen, ja anfeuern. Ein Geburtstag, an dem es Geschenke für alle gibt!
Ihre
Vikarin Regina Ober
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