Der Herbst ist die Zeit der Fülle. Für mich riecht sie nach den grünen Äpfeln, die im feuchten Gras im Garten meines Elternhauses liegen. Und er klingt nach den Wespen, die um die süßen Pflaumen im selben Garten herumschwirren. Er fühlt sich nach den pelzigen Quitten und nach meinen schmerzenden Fingern an, nachdem ich stundenlang die harten Früchte für Quittenmarmelade bearbeitet habe.
Auch wenn die meisten von uns den Großteil unserer Lebensmittel bequem im Supermarkt einkaufen, ein Ort, an dem Jahres- und Erntezeiten heute fast keine Rolle mehr spielen, haben wir alle doch wohl ähnliche Erinnerungen oder Erfahrungen: Auch wer keinen Garten hat, der hat es sicherlich schon erlebt, dass man von Freunde oder Kollegen manchmal mit Produkten aus dem Garten überhäuft wird. Dann ist die Ernte so reich ausgefallen, dass man gar nicht weiß, wohin damit. Irgendwann sind alle Einweck-Gläser aufgebraucht und der Tiefkühler voll.
Im Text zum Erntedankfest, im 5. Buch Mose, heißt es: „Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.“ Das Erntedankfest erinnert uns zum Zeitpunkt der Ernte daran, dass die guten Gaben der Natur nicht selbstverständlich sind. In manch einem Jahr trägt der Apfelbaum einfach nicht. Manchmal wird einem die Ernte verhagelt. Dann gedenken wir zu diesem Fest, dass wir aus Gottes Gnade heraus versorgt werden. Geschenke der Fülle, die nicht selbstverständlich und umso wunderbarer sind.
In den USA wird ca. einen Monat später das Thanksgiving Fest gefeiert, welches der Tradition nach ein Erntefest ist, das allerdings seine ganz eigenen Formen ausgebildet hat. Familien und Freunde treffen sich an diesem Tag über einem Festmahl und zählen in einem Ritual auf, wofür sie dieses Jahr dankbar sind.
Ein schöner Brauch. Wofür sind Sie dieses Jahr dankbar? Womit hat Sie Gott versorgt, was wunder-voll aber nicht selbstverständlich ist?
Ihre
Vikarin Regina Ober
Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen ausgedruckte Exemplare unserer Gemeindewoche mit dem ANgeDACHT, den aktuellen Terminen und Neuigkeiten aus der Gemeinde aus. Gerne können Sie die aktuelle Gemeindewoche runterladen und einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken.