Demnächst wird eine Freundin von mir zur Pfarrerin ordiniert. Sie hatte mich gefragt, ob ich ihr bei ihrer Ordination ein Segenswort zuspreche und sie so auf ihrem Weg begleiten mag. Dass sie mich gefragt hat, ist mir eine große Ehre. Seitdem überlege ich fieberhaft, welches biblische Wort ich ihr mitgeben möchte. Welcher Bibelvers beschreibt sie als Person? Welcher Vers kann ihr Ansporn und Trost in schwierigen Zeiten sein? Ist es möglich, einen „falschen“ Vers auszusuchen? So langsam verstehe ich, wie es Eltern geht, die einen Taufspruch für ihr Kind suchen…
Während ich zwar immer noch nach einem geeigneten Vers suche, erinnere ich mich daran, was „Segen“ und „segnen“ eigentlich bedeuten. Ich kann diese Worte nur zusprechen – der eigentlich Handelnde ist Gott. Durch ihn geschieht der Segen. Im Segen scheint Gottes Licht auf uns und wir können darin verwandelt werden: Gott gibt Lebenskraft und Heilung, Ganzheit und Frieden. Er gibt, wir empfangen. Wir lassen uns in sein Versprechen hineinfallen.
Wir Menschen sind beim Segnen das Sprachrohr. Der Mund, der die Worte spricht, die wir sonst vielleicht Schwierigkeiten hätten zu hören. Und es tut gut, diese Worte von lieben Menschen zu hören. Denn um zu segnen, muss man kein kirchlicher Profi, kein Pfarrer oder ähnliches sein. Vor einem Umzug segneten mich Elternfiguren. Vor einem Auslandsaufenthalt segneten mich zwei Freundinnen. Bei meinem Amtsantritt segneten mich Wegbegleiter. Jedes Mal spürte ich durch diese Menschen hindurch Gottes heiliges Licht auf mich scheinen.
Ich kann uns alle nur ermutigen, sich zum Segnen zu trauen und einander häufiger diesen Segen zuzusprechen. Morgens vor dem Weg in die Arbeit oder die Schule. Zum Geburtstag. Zum Beginn einer Reise oder eines neuen Lebensabschnittes. Wenn wir ihn bitten, dann segnet Gott durch uns.
„Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ (Genesis 12,2)
Ihre
Vikarin Regina Ober