Vor ein paar Jahren war sie „Blume des Jahres“. Mich freut sie in jedem Frühjahr von neuem, wenn sie golden unsere Wiesen ziert: Die Schlüsselblume. Ihr lateinischer Name „Primula veris“, die erste der Primeln, verweist auf die frühe Blühzeit des Wiesenbewohners. Golden stehen ihre Blüten auf einem kräftigen Stiel wie der Bart eines Schlüssels. Zusammen sehen die Gewächse aus wie ein Schlüsselbund. Der Volksmund nennt sie deshalb „Himmelsschlüssel“. Der Legende nach hat Petrus einmal seinen Himmelsschlüssel verloren. Dort wo er auf die Erde fiel, wuchsen die ersten Schlüsselblumen. Und brachten den Menschen ein Stück Himmel auf die Erde, denn die Heilpflanze bewirkt viel Gutes. Sie gilt als schmerzstillend, krampflösend, harntreibend und schleimlösend und ist von einstigen Druiden über Hildegard von Bingen bis heute von Heilkundigen geschätzt worden.
Für mich ist der Himmelsschlüssel ein kleiner, aber wirksamer Hoffnungsbote. Er blüht genau in der Osterzeit, wenn wir Christen das tiefste Geheimnis unseres Glaubens feiern: die Auferstehung Jesu. Dass der Tod nicht das letzte Wort hat, dass die Gewalt am Ende nicht siegt, dass das Sterben ein Weg in etwas ganz Neues ist, das ist unser Glaube, seit die Frauen am Ostermorgen mit der verrückten Nachricht ankamen: „Christus ist auferstanden!“ Diese Nachricht schließt uns den Himmel auf. Sie weckt die Lebensgeister. Sie heilt, was wund, schmerzvoll und traurig ist. Sie freut unser Herz – wie die ersten leuchtenden Schlüsselblumen, die nach langer, grauer und kalter Zeit jetzt wieder auf den Frühlingswiesen blühen.
Mögen Sie offene Augen haben für die Himmelsschlüssel Ihres Lebens. Ob Sie Ihnen als Blumen begegnen oder anders.
Ihre Pfarrerin Uli Wilhelm
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