Es pressiert mal wieder. Auf keinen Fall will ich den Termin versäumen. Ich muss schleunigst aus dem Haus. Aber, verflixt noch mal, wo ist bloß der Autoschlüssel? Vorhin noch habe ich ihn doch noch in der Hand gehabt, da bin ich sicher. Das gibt's doch nicht! Wie eine Wildgewordene tobe ich durch die Wohnung auf der verzweifelten Suche nach dem Schlüssel. Bis ich mir endlich in die eigene Jackentasche lange. Da ist er ja! Natürlich - längst hatte ich ihn eingesteckt. Ich atme auf und muss lachen über meine eigene Dummheit. Auf das Naheliegende bin ich mal wieder zuletzt gekommen!
Kann es sein, dass es uns mit den großen Dingen im Leben ähnlich geht? Zum Beispiel mit Gott. Vielleicht braucht man ihn irgendwann plötzlich, ganz dringend und am besten sofort. Vielleicht, weil man in eine Krise geraten ist und Hilfe braucht. Man macht sich also auf die Suche, strengt sich an, probiert dies und jenes, sucht ihn an allen möglichen Ecken und Enden. Und hat doch das Gefühl: Gott ist nicht da. Gibt es ihn womöglich gar nicht? Zum Verzweifeln, so ein Zweifel!
Aber dann werden uns manchmal eben doch diese wunderbaren Momente geschenkt, in denen wir plötzlich entdecken: Gott ist und war doch die ganze Zeit schon da. In jeder Sekunde meines Lebens ist er nah bei mir. Ich darf mich geborgen und gehalten fühlen. Ein Gespräch, ein Gedicht, ein Musikstück, ein Bibelwort, eine Wolkenstimmung, eine überwundene Krankheit. Gott hat viele Möglichkeiten, uns mit seiner Gegenwart zu berühren. Das sind Schlüsselerlebnisse des Vertrauens, die uns aufatmen und wieder Kraft schöpfen lassen.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu hoch und zu wunderbar, ich kann sie nicht begreifen (Psalm 139,5f).
Offenbar scheint es Menschen schon immer so gegangen zu sein, dass sie die Gegenwart Gottes nicht entdecken und begreifen konnten. Das Wesentliche kann man eben leicht übersehen. Dabei liegt der Schlüssel doch so nah!
Ihre Pfarrerin
Uli Wilhelm
Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen ausgedruckte Exemplare aus und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie den Handzettel gerne als PDF herunterladen, ausdrucken und weitergeben oder aushängen.