Der Wolf in mir

Lektorin Elisabeth Thewes
Bildrechte Elisabeth Thewes

Wenn ich im Moment die Zeitung Aufschläge, begegnet mir folgendes Thema: Der Wolf und die Almwirtschaft. - Wölfe und Bären wurden in den letzten Jahren ja immer wieder im Alpenraum gesichtet. Die großen Raubtiere kehren wieder in ihren Lebensraum zurück. Wie denke ich darüber?

Als Naturfreundin freue ich mich über jede Tierart, die wieder angesiedelt und vielleicht sogar von der roten Liste verschwindet. Und doch ist mir bewusst, dass ein Jäger an der Spitze der Nahrungskette in den Raum eines anderen Jägers an der Spitze der Nahrungskette eindringt. Der Wolf betritt den Raum des Menschen. Und der Mensch fühlt sich bedroht. Verständlicherweise!

Ich persönlich bevorzuge zwischen mir und dem Wolf einen stabilen Zaun. Ich möchte ihm nicht im Berg, in der freien Natur Auge in Auge begegnen. Das könnte dann sehr spannend werden. Und doch frage ich mich, ob meine Angst vor dem Tier und landwirtschaftliche Schäden seinen Abschuss begründen. In anderen Ländern, zu anderen Zeiten und Kulturen gab und gibt es eine Co-Existenz zwischen Wolf und Mensch.

Ich wage mal die These, dass die politische Diskussion nicht nur rational geführt wird. Ich behaupte, dass der Wolf etwas in unserer Seele berührt. Naturvölker verehrten den Wolf spirituell und auch ich spüre eine Berührung meiner Seele. Der Wolf bringt mich mit meiner eigenen wilden, ungezähmten Kraft in Kontakt. Es ist die Kraft, die in Gefahr für Leib und Leben über Leben und Tod entscheidet. Es ist die Kraft, die den Blutrausch verursacht. Es ist die Kraft, die am wenigsten für ein soziales Zusammenleben geeignet ist. Es ist die Kraft, die an Ketten gelegt, aber nie gezähmt wurde.

Im Gegensatz zu den tierischen Räubern haben wir Menschen keine Beißhemmung, wenn sich ein Gegner unterwirft. Wir treten, verbal oder körperlich, oft noch nach, bis wir unseren Gegner gänzlich ausgelöscht haben. Wir wollen den vernichten, der uns angegriffen, beschämt oder verletzt hat.

In den Diskussionen um die Wölfe bei uns entdecke ich diese Kraft auch. Der Wolf ist eine Gefahr für die Schafherden und den Tourismus. Also muss der Wolf vernichtet werden.

Ich würde mir wünschen, dass diese Diskussionen ohne unsere inneren Wölfe geführt werden können. Ich würde mir wünschen, dass Almwirtschaft und Tourismus mit Wolf wenigstens mal vorurteilsfrei gedacht und eine mögliche, gemeinsame Existenz überlegt wird. Vielleicht braucht es Änderungen bei Wanderwegen, bestimmte Betretungsverbote in bestimmten Zeiträumen, finanzielle Mittel für die Hirten zum Herdenschutz, vernünftige Planung und Rücksichtnahme des Menschen.

Der Wolf ist nicht nur das gefährliche, blutrünstige Raubtier. Der Wolf ist ein sehr soziales Tier. Die Älteren lehren die Jüngeren. Sie kämpfen brutal und bedingungslos, aber sobald sich einer ergibt, wird nicht nachgetreten. Etwas, was der Mensch vom Wolf lernen kann.

Lektorin Elisabeth Thewes

 

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Vorschau

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Bildrechte Johannes Dubberke

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Lektorin Elisabeth Thewes
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Und, ganz spannend, die ersten Christen gaben ihren Glauben beim Wandern, in der Natur, weiter.

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Und auch in der Apostelgeschichte finden sich mehrere Stellen, wo über Jesus und Glauben auf oder neben einer staubigen Straße in der Wüste gesprochen wurde.

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Lektorin Elisabeth Thewes
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Lektorin Elisabeth Thewes
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Lektorin Elisabeth Thewes
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Lektorin Elisabeth Thewes
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Reinhold Stecher, von 1981 bis 1997 Bischof in Innsbruck, schrieb in seinem Buch „Botschaft der Berge“ einen Lobpreis über die Berge. Berge sind schweigend, ruhend, berauschend, wärmend, fordernd, gefährlich, strahlend, mahnend und gefährdet.

Die einzelnen Aspekte betrachtet er in einzelnen Kapiteln.