Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
Jeremia 23,23
Ich schreibe meine Gedanken zum Monatswort am 2. September, also einen Tag nach dem 85. Jahrestag des von Deutschland entbrannten Zweiten Weltkriegs und einen Tag nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen. Der Abschnitt, dem das Monatswort entnommen ist, wird in der Lutherübersetzung mit den Worten überschrieben: „Über die falschen Propheten.“ Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Und gleich unter dieser Überschrift geht es so weiter:
Mein Herz will mir in meinem Leibe brechen, alle meine Gebeine zittern; mir ist wie einem trunkenen Mann und wie einem, der vom Wein taumelt, vor dem HERRN und vor seinen heiligen Worten.
Jeremia 23,9
Ganz ehrlich? Auch wenn es absehbar war, wenn das, was geschehen ist, nicht überraschend kam, fühle ich mich gerade so, wie es bei Jeremia beschrieben wird. Es war deutlich zu sehen, wohin es in unserem Land gehen würde. Die Fehler, das uneinsichtige Verhalten unserer Politikerinnen und Politiker und damit deren Versagen tritt heute stärker denn je in den Focus der Menschen in unserem Land und weit darüber hinaus. Was da am Sonntag geschehen ist, braucht keine Worthülsen von Generalsekretären und Parteivorsitzenden, sondern ein ehrliches mea culpa, mea maxima culpa. Durch meine Schuld, durch meine übergroße Schuld, sollten unsere Politikerinnen und Politiker sagen und dann dementsprechend handeln. In solchen Zeiten erwarten wir Ehrlichkeit, authentische Ehrlichkeit, die nicht einfach daher geplappert wird, sondern mit aufrichtigen Konsequenzen verbunden ist. Hier kann sich niemand mehr rausreden. Das Ding ist so richtig mit Ansage gegen die Wand gefahren worden. Wir Christinnen und Christen haben für das, was nun nottut, ein Wort: Metanoia. Eines neuen Sinnes werden, die vollkommene und grundlegende Veränderung unseres Denkens und Handelns, das sich an Gott ausrichtet, also Buße und Umkehr.
Bei Jeremia können wir nachlesen, was alles dazu führt, dass es so ist, wie wir es gerade erleben. In Jeremia 23,22 sagt Gott klar und deutlich, was er von uns erwartet, nämlich seine Worte dem Volk zu predigen, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren. Mit anderen Worten, Gott erwartet von uns, dass wir seine Liebe predigen, dass wir den Menschen die Augen dafür öffnen, dass Liebe nicht ausschließliche Selbstliebe, sondern auch Nächstenliebe bedeutet. Dank Jesus Christus können wir Christinnen und Christen zwischen Gut und Böse unterscheiden. Und das bedeutet mutiges Aufstehen und zur Wehr setzen gegen jeden, der, die, das das bedroht. Und ehrlicherweise müssen wir zugegeben, dass wir selbst unsere Freiheit und unseren Frieden bedrohen, weil wir für diese Werte nicht genug einstehen, nicht genug aufstehen, sie nicht genug leben.
Darum werde ich in meinem Predigen der Konsequenzen, die sich aus unserem Glauben ergeben, nicht müde werden.
Gott stellt sich selbstkritisch die Frage:
Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
Für mich ist Gott nahe, vielleicht sogar näher als je zuvor. Mit Gott an meiner, an unserer Seite, weiß ich, dass wir etwas ausrichten können, dass wir Augen öffnen können, Menschen zur Umkehr bewegen können. Aber, wir müssen aufbrechen. Glaube ist verdammt harte Arbeit, aber sie lohnt sich.
Euer Pfarrer Martin Dubberke
Gedanken zum Monatswort für den September 2024 aus Jeremia 23,23