ANgeDACHT - Freudenengel in Stadt und Land

Pfrn. Irene Konrad
Bildrechte Pfr. Hanns-Martin Hager

Früher, wenn ich nach München musste, sind mir immer die vielen traurigen Gesichter der Menschen aufgefallen, müde Augen, verkniffene Lippen, niemand schaut dich an, grußlos geht man aneinander vorbei. Ich dachte immer, das kommt daher, dass ich so ein begeistertes „Landei“ bin und die Nähe und – ja -  auch die Enge eines kleinen Dorfes so sehr schätze und halt auch kenne. Die traurigen Gesichter gibt es bei uns schon auch. Aber in meinem kleinen Viertel kenn ich die Leute.

Ich kenne und weiß, wem es schlecht geht. Oft kenne ich den Grund und wenn nicht, dann krieg ich ihn doch raus. Ein Schwätzchen beim Bäcker, ein kurzer Ratsch bei der Hunderunde…man kennt sich und man hilft sich, man schimpft und lacht zusammen.

Aber jetzt, im zweiten Coronawinter scheint alles nochmal viel gedrückter zu sein. Wie wird das werden??

Der Ton zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften wird immer schärfer. Der Inzidenzwert steigt und die Stimmung sinkt.

Neulich bin ich in der Stadt bei einem Straßenmusikanten stehengeblieben.  Walzer hat er gespielt auf seiner Geige. Da hat eine Frau 5 Euro in seinen Geigenkasten gelegt. Er hat gelacht und genickt und weiter gespielt und sie hat sich gefreut. Ein älteres Paar hat doch tatsächlich getanzt zu den Walzerklängen, mitten in der Fußgängerzone. Und Leute sind stehen geblieben und haben geklatscht. – Verrückt – 

Der liebe Gott zieht seine Engel der Freude eben ganz unterschiedlich an. Halten wir Ausschau nach den Freudenengeln, in der Stadt auf dem Land, in unserem Viertel. Aber Achtung: Sie sind oft verkleidet! Man erkennt sie nur an dem Lächeln um sie herum. 

Ihre Pfarrerin

Irene Konrad

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