ANgeDACHT - Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand...

Ralf J. Tikwe
Bildrechte Ralf J. Tikwe

Er wollte Lehrer werden, gesundheitliche Gründe bremsten ihn aus. Zudem fand er sich nach den erschütternden Erfahrungen im ersten Weltkrieg in einer Glaubens- und Lebenskrise wieder. Gelebte Gemeinschaft in der Herrnhuter Brüdergemeinde konnte neuen Halt und Zuversicht vermitteln und in ihm wohl auch eine Sehnsucht nach einem verbindlichen geistlichen Leben nähren, so schloss er sich 1935 der Evangelischen Michaelsbruderschaft an.

In dieser Woche (Karsamstag) liegt der Todestag von Arno Pötzsch. Er arbeitete als Erzieher und Fürsorger, absolvierte ein Theologiestudium und verfasste eine Reihe von Gedichten. Inmitten des zweiten Weltkrieges begleitete er als Pfarrer und Seelsorger eine Reihe von zum Tode verurteilten Soldaten auf ihrem letzten Weg. In dieser Zeit entstanden 1941 die Zeilen: „Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.“ Den tiefen Fall aller Menschlichkeit hatte er tagtäglich vor Augen. Hände, die halten, bergen, schützen und trösten waren so notwendig.

Mit der Karwoche sind wir an Jesu Seite unterwegs. Jubel schlägt um in Ablehnung und Gewalt. Hände die freudig winken und willkommen heißen, ballen sich zur Faust. Er hatte mit seinen Händen der Gewalt Einhalt geboten, als andere Steine werfen wollten. Hat mit seinen Händen Brot geteilt, damit alle satt werden und Wein ausgiebig verschenkt, Zeichen der Lebensfreude und der Liebe. Seine Hände hat er anderen aufgelegt, zärtlich berührt, Nähe und Zuwendung vermittelt, heilsame Erfahrungen, die Menschen aufrichten und ins Leben stellen. Der, der die Hände zum Gebet erhebt, gerät unter die Handlanger von zerstörerischer Macht, gnadenlos. So hören wir auch aus seinem Mund ein Bekenntnis des „Sich-Anvertrauens“: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“

Hände, die helfen, heilen, segnen, sie scheinen ohnmächtig im durchkreuzten Leben, festgemacht mit den Nägeln einer unbarmherzigen Welt. Nichts wird umsonst gewesen sein, die Ostersehnsucht ist so stark, sie bricht, wächst und blüht auf wie die erwachende Natur des Frühjahrs. Wo unsere Hände der Ohnmacht oder Übermacht begegnen, sind wir eingeladen uns noch bewusster und vertrauenstiefer in Gottes Hände gleichsam fallen zu lassen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie der Weg durch die Karwoche einfühlsam stärkt für das Wunder der Stärke in der Schwäche, der Kraft in der Ohnmacht, des Getragen-Seins im Loslassen und Fallen. Mit Arno Pötzsch Worten (Evangelisches Gesangbuch 533):

„Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.
Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade trotz aller unserer Not.
Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.“

Eine impulsreiche, leidenschaftliche Karwoche und ein gesegnetes - weil lebensfrohes - Osterfest!

shalom  ralf j. tikwe