Das mit der Gerechtigkeit ist ja so eine Sache. Es gibt so viele Gerechtigkeiten, weil jeder glaubt zu wissen, was gerecht ist. Und weil das so ist, gibt es auch ganz viel Ungerechtigkeit und Unfrieden in unserer Welt. Wie hoffnungsfroh stimmt mich da der Monatsspruch für den November:
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. 2. Petrus 1,13
Nun werden sicherlich manche sagen, dass Hoffen und Harren schon manchen zum Narren gehalten haben. Aber ich sehe das grundsätzlich anders. Hoffnung ist eine Herausforderung, denn sie fordert mich dazu auf, aus einer misslichen Situation herauszukommen. Hoffnung ist die Herausforderung, dass ich mich nicht zurückziehe und vor den Verhältnissen in dieser Welt kapituliere, sondern, dass ich aufbreche, weil ich die Sehnsucht nach diesem neuen Himmel und dieser neuen Erde habe, in der die eine und einzige Gerechtigkeit wohnt, nämlich die Gerechtigkeit Gottes.
Hoffnung ist nichts Passives. Hoffnung ist eben nicht das Harren und Warten, sondern Hoffnung ist etwas sehr Aktives. Aus der Hoffnung ziehe ich Energie. Die Hoffnung auf diese Gerechtigkeit ist meine Motivation, zu handeln, meine fünf Buchstaben vom Sofa der Empörung, Missmutigkeit oder des Protestwählens, des Jammerns hochzubekommen und aktiv zu werden. Hoffnung ist die Rückenstärkung, die ich durch Gott erfahre.
Und damit stellt sich die Frage, wie wir in unserem Umfeld aktiv dazu beitragen können, dass Gerechtigkeit und Frieden gefördert werden. Natürlich kann ich nicht direkt verhindern, dass Putin Raketen auf ukrainische Wohngebiete schießen lässt, aber ich kann hier vor Ort Dinge ändern. Ich kann mich hier vor Ort gegen Ungerechtigkeit, Diskriminierung oder Hass stellen und muss mich nicht von Populisten verführen lassen, die mir erzählen wollen, was gerecht und richtig sein soll.
Und damit komme ich wieder zur Hoffnung, denn Hoffnung ist das Ende des Schweigens, weil ich die Hoffnung auf den neuen Himmel habe, darf ich für die Gerechtigkeit Gottes meine Stimme erheben. In einem seiner Briefe aus dem Gefängnis hat es Dietrich Bonhoeffer wie folgt beschrieben:
"Optimismus ist in seinem Wesen keine Ansicht über die gegenwärtige Situation, sondern eine Lebenskraft, die Hoffnung, wo andere resignieren, die Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles schiefgeht, die Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die niemals die Zukunft Gott überlässt, sondern selbst in der Gegenwart etwas von der kommenden Güte zu spüren vermag."
Also, Kopf hoch! Ich wünsche Euch einen aktiven Monat für das Gute.
Euer Pfarrer Martin Dubberke