Sie begleiten uns noch, ob als Kartengruß, bei Anrufen, mit witzigen Bildchen oder Videos auf unserem Smartphone oder in der Begegnung nach dem Neujahrsurlaub: Glückwünsche für das neu begonnen Jahr. „Tanti auguri“, herzlichen Glückwunsch, viel Glück, der lebensfrohe Zuruf im klangvollen Italienisch. Im Vergleich zu „Fortuna“ klingt oder schwingt bei „auguri“ das Wort „Vorzeichen“ mit.
So wurden im alten Rom etwa die Deutungen von Vorzeichen, Augurien, vor einem wichtigen Amtsbeginn eingeholt und aus dem Vogelflug leiteten Auguren Hinweise und Visionen für die Zukunft ab. Nicht nur auf den Shetlandinseln können wir frühzeitliche Spuren finden, die eindrücklicher Nachweis für die Entwicklung von Inaugurationsritualen sind. Es handelt sich dabei z.B. um Steine mit Fußspurvertiefungen. Bei der Feier einer Amtsübernahme ging man bewusst Schritt für Schritt in den Vertiefungen auf jenen Stein und somit symbolisch und anerkennenden in den Spuren der Vorgänger.
In diesen Tagen wird uns immer wieder das Wort „Inauguration“ in der Presselandschaft begegnen, stehender Begriff bei der Amtseinführung eines amerikanischen Präsidenten. Bewegend finde ich es, dass der diesjährige Gedenktag für Martin Luther King ebenfalls auf den 20. Januar 2025 fällt.
Da hat einer nicht nur in der christlichen Welt, sondern auch im gesellschaftspolitischen Einsatz starke und bleibende Fußspuren hinterlassen: „Die Macht des Schwertes kann die Macht des Geistes nicht überwinden“, „Wir müssen lernen, dass sich der Wert eines Menschen nicht an seinem Bankkonto oder an der Länge seines Wagens misst, sondern allein an seinem Engagement.“, „In einer dunklen, verwirrten Welt kann in den Herzen der Menschen doch das Reich Gottes herrschen.“, „Ich habe zu viel Hass gesehen, als dass ich selber hassen möchte.“, „Die Liebe ist die stärkste Waffe der Menschheit, um persönliche und gesellschaftliche Wandlungen zu erreichen.“, „Der Glaube an die Kraft und die Macht des lebendigen Gottes lässt uns vorwärts schreiten… In diesem Glauben sind wir unterwegs… In diesem Glauben haben wir immer einen Weg gefunden, wo kein Weg zu sein schien.“, „Gott kann uns inmitten aller äußeren Stürme inneren Frieden geben.“ – was für tiefSINNige, GEISTreiche und HOFFNUNGsstarke Fußspuren von Martin Luther King.
Möge das amerikanische Volk bei allen Herausforderungen dieser und kommender Tage nie die Spuren aus den Augen verlieren, die zeitlose Werte gründen und bleibende Orientierung schenken können. Und „Tanti auguri“ uns allen, wo wir in und auf unserer Weggemeinschaft die „Fußspuren Christi“ (1. Petrus 2,18) nicht aus den Herzen verlieren.
shalom ralf j. tikwe