„Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen...“, das selten gewordene „Allüberall“ könnte man durchaus auch auf den Begriff „Spitzenwert“ anwenden. Denn allüberall begegnen uns Maximalangaben, Spitzenwerte bei Bio-Lebensmittel, in der Tourismusbranche, im Sport oder an der Börse, aber leider auch im Bereich der Wetteraufzeichnung, der Verkehrs- und Kriminalitätsstatistik oder des Krankenstandes.
Der Wert einer „Spitze“ ganz anderer Art hat vor wenigen Tagen die Menschen in der Umgebung von Schmallenberg-Oberkirchen (Hochsauerlandkreis) beschäftigt und bewegt. Auf der Weihnachtsbaum-Plantage eines Forstbetriebes hatten Unbekannte bei gut 200 Bäumen die Spitzen gekappt, wohl mit beachtlichen Krafteinsatz und Gartenscheren. Ein Baumdiebstahl gehörte schon mal zur traurigen Erfahrung des Familienbetriebes, aber diese unglaubliche Zerstörungsspur quer durch die Forstfläche hatte durchaus die Kraft auch die adventliche Stimmung bei dem Weihnachtsbaum-Team und der Bevölkerung zu „knicken“. Weihnachtsbäume ohne die zierende Spitze, der Schaden macht deutlich, welchen Wert der Baum eben auch und gerade durch seinen wohlgewachsenen „Himmelsfinger“ hat.
Als einen „Wink des Himmels“ könnte man vielleicht nun den Einfall bezeichnen die lädierten Bäume kostenlos einem Club aus Meschede zu überlassen. Frauen, die sich gesellschaftspolitisch engagieren, organisierten am zweiten Adventswochenenden die Ausgabe der Bäume gegen eine Spende. Die Resonanz hat selbst die Club-Mitglieder überrascht. Mit Weihnachtsdekoration kann man ja die Spitze „ersetzen“ und zugleich unterstützt man mit seiner Spende ein gutes Anliegen. So die Motivation von vielen Besucherinnen und Besuchern, die mit der Gesamtspende von 2800.- Euro den ambulanten Hospizdienst „Sternenweg“ fördern.
Was für ein beeindruckender „Spitzenwert“, der nicht nur dem vermeintlichen „Knick des Miteinanders“ entgegenwirkt, sondern in den Wohnzimmern (und Herzen) von Schmallenberg-Oberkirchen den Glanz des Weihnachtsbaums ganz anders, weil tiefer, wahrnehmen lässt:
Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen,
wie glänzt er festlich, lieb und mild,
als spräch’ er: wollt in mir erkennen
getreuer Hoffnung stilles Bild.
shalom ralf j. tikwe