Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Psalm 147,3
Na, wer erinnert sich noch an seinen ersten Liebeskummer? Das war doch ein großes Drama. Wir wollten weder leben noch sterben. Unser Herz war gebrochen. Ein furchtbar schönes Gefühl. Wir erlebten mit einem Male, was Liebe wirklich mit einem anstellen kann. Und wenn dann jemand kam und uns tröstete, also mit Zuneigung unsere Seelen- und Herzenswunden verband, dann waren wir doch schon fast wieder mutig genug, uns erneut zu verlieben.
Und heute? Naja, Liebeskummer kann uns heute noch immer ergreifen. Da ist es vollkommen egal, ob wir 10, 23 oder 60 oder 84 sind. Aber auch der Tod des Menschen, mit dem wir unser ganzes Leben zusammengelebt haben, mit dem wir gemeinsam Kinder haben, kann mein Herz brechen und dann brauche ich die WUNDErbare Nähe und Zuwendung Gottes, die ich dankbar annehme.
Aber es gibt noch so viele andere Wunden in unserer Welt und so viele andere Menschen, die zerbrochenen Herzens sind, weil sie ihre Liebsten in sinnlosen Kriegen und Anschlägen verloren haben. Und da frage ich mich dann, ob es reicht, zu verbinden. Natürlich ahnt Ihr jetzt, dass ich mal wieder an ein zentrales Zitat von Dietrich Bonhoeffer denken muss:
„Nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.“
Als Kirche und Diakonie verbinden wir gewissermaßen die Opfer. Ich denke hier an die Menschen, die Woche für Woche hinter unserer Johanneskirche zur Tafel kommen. Sie kommen mitten aus unserer Mitte oder auch aus Ländern in denen Krieg oder Unterdrückung oder noch mehr Armut herrscht. Sie sind ein Zeichen dafür, was in dieser Welt nicht funktioniert: Nämlich Gott und seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Die Selbstliebe gelingt besonders gut. Und diese Selbstliebe macht uns anfällig für alles, was nicht Gottes Wille ist, was nicht Gottes Liebe entspricht. Diese Selbstliebe macht blind und empfänglich für leichte egoistische Lösungen. Diese Selbstliebe bricht Herzen, verletzt, verwundet. Das gilt auch in unserem Land und so hoffe ich inständig, dass in vier Wochen möglichst viele Menschen in Sachsen und Thüringen mit ihrer Stimme, dem rechten Rad in die Speichen fallen werden.
Von Dietrich Bonhoeffer dürfen wir lernen, dass das Verbinden der Opfer wichtig ist, es aber noch wichtiger ist, dem Rad in die Speichen zu fallen, um eine Katastrophe zu verhindern. Und sollten wir uns dabei verletzten, gilt das, was schon der Psalmbeter gesagt hat:
Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Psalm 147,3
Ich wünsche Euch allen von Herzen einen gesegneten August
Euer Pfarrer Martin Dubberke
Gedanken zum Monatswort für den August 2024 aus Psalm 147,3