ANgeDACHT - Hier stehe ich, ich kann nicht anders

Pfr. Martin Dubberke
Bildrechte Johannes Dubberke

Schon mal darauf geachtet, was da gerade alles im Wahlkampf passiert? - Da erzählen ganz viele Politikerinnen und Politiker den Menschen alles mögliche, damit sie am Ende des Tages gewählt werden. Sie schwindeln, weil sie dem Wahlvolk nicht wehtun wollen, da sie ja ihre Stimmen brauchen, um an die Macht zu kommen. Und wenn sie sich einig sind, lügen sie sogar dreist gemeinsam. So geschehen im sogenannten Triell auf RTL, als allen Kandidatin und Kandidaten die Frage gestellt wurde, ob die Rente mit Siebzig kommt. Alle drei verneinten. Jeder und jede von uns weiß aber, dass sich die Rente ab siebzig nicht vermeiden lassen wird, weil sonst alles zusammenbricht. Ich persönlich habe mich mit meinem Leben so eingestellt, dass ich bis 70 arbeiten werde.

Was aber wäre passiert, wenn auch nur eine*r den Luther gemacht hätte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, aber die Rente mit 70 wird sich nicht vermeiden lassen. Jeder, der dem Wähler etwas anderes verspricht, ist feige und lügt.“ Na, was für ein Aufschrei wäre da durch die Medien gegangen? Und dann stellt sich die Frage, ob man diesen Kandidaten oder diese Kandidatin medial fertig gemacht hätte oder als halbwegs ehrlichen Politiker hochgejubelt hätte.

Also, nicht, dass Ihr denkt, ich sei hier als Wahlkämpfer unterwegs. Ich nehme das sehr ernst mit der politischen Neutralität eines Pfarrers. Für mich schließt es sich aus, als Pfarrer Mitglied einer Partei zu sein, weil mich das im wahrsten Sinne parteiisch macht. Aber es gibt für mich noch einen anderen Grund, nicht Mitglied einer Partei zu sein, auch wenn ich am Ende eine wählen werde. Ich bin nämlich Christ. Und als Christ setze ich mich mit christlichen Mitteln für die Veränderung der Welt ein und nicht mit politischen. Ein Parteiprogramm kann sich vielleicht zu großen Teilen mit den Anforderungen meines Glaubens decken, aber wenn ich Mitglied einer Partei bin, dann habe ich plötzlich auch politische Gegner, die am Ende nur deshalb nicht einer vernünftigen Lösung zustimmen, weil es kein Vorschlag von ihnen war.

Damit habe ich als Christ meine allergrößten Schwierigkeiten. Als Christ bin ich gefordert, die Ursache für den Irrweg abzustellen und dementsprechend umzukehren.

Achtet mal darauf, welche Parteien Wohltaten verteilen wollen, aber nicht an die Ursache herangehen möchten, weil das ja unpopulär ist. Wir erleben also jede Menge Symptompolitik aber kaum Ursachenpolitik. 

Haben wir aber nicht einmal von Jesus etwas anderes gelernt? Gab es da nicht mal vor zweitausend Jahren einen guten Grund, weshalb die Menschen zu Jesus gekommen sind, ihm nachgefolgt sind, selbst nach seinem Tod?

Es ist alles in allem eine Frage der Glaubwürdigkeit. Wir wollen Nächstenliebe und Rettung von Menschen in Not. Die EKD kauft ein Flüchtlingsschiff und die Menschen treten aus der Kirche aus, weil die Kirche das macht, was der Glaube fordert.

Wir leben in einer Zeit in der mehr denn je das aktive Bekennen gefordert ist. Oder anders ausgedrückt, bewusst als Christenmensch zu handeln und das bedeutet Veränderung.

Ihr/Euer

 

Pfarrer Martin Dubberke

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Eingangspsalm: Ps 102,13–14.16–18.20–23
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Evangelium: Lk 1,26–38(39–56)
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