Die Ferien sind zuende und wir alle sitzen wieder über unseren Alltagsarbeiten. Bei mir ist das „Gottesdienstplan erstellen“. Ich muß die Frage klären, wann soll wo und wie oft ein Sonntagsgottesdienst stattfinden. Nachdem wir in unserer Gemeinde sechs Kirchen haben, drei Seniorenheime mit regelmäßigen Gottesdienstangeboten versorgen und natürlich noch Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten dazukommen, keine leichte Aufgabe. Denn drei Pfarrer können nicht gleichzeitig überall sein. Und vorallem: Wie gehen wir mit den schwindenden Besucherzahlen um? Einfach weniger anbieten?
Da taucht – wie zufällig - die alte Karikatur wieder auf: Partygäste mit einem Cocktailglas in der Hand, die andere lässig in der Hosentasche am Stehtisch, Smalltalk... ach was der Gastgeber doch für interessante Leute eingeladen hat. Freundlich höflich und ganz intellektuell fragte einer den anderen: „Ach, interessant, sie sind ein Christ... und was macht man da so?“ Christen sind inzwischen absolute Exoten, so sagt es das Bild. Und was macht man als Christ nun so? Na ja, man geht halt in die Kirche. Das ist allerdings mittlerweile für manche wirklich sehr exotisch. Kirchentag und Reformationsjubiläum hin oder her, der „Normalgottesdienst“ am Sonntagvormittag ist oft nur noch etwas für Exoten. Und das ist in allen Kirchen so. Dieses Problem ist ganz und gar ökumenisch! Auch habe ich mir sagen lassen, dass sogar Sportvereine, Jugendgruppen und Feuerwehrvereine unter dem gleichen Problem leiden:
Einmalige Aktionen, tolle Projekte oder individuelle Programme, das geht. Aber regelmäßig, jede Woche, oder sich für längere Zeit binden oder verpflichten, da wird es schwierig, überall.
Es geht mir nicht um Vorwürfe! Viele Menschen sind hart eingespannt in viele Verpflichtungen. Beruf, Schule und Arbeit fordern ganzen Einsatz. Und Freizeit, Ausschlafen und Erholung ist bitter nötig.
Aber was soll werden aus den regelmäßigen Angeboten am Sonntagvormittag?
Feuerwehr, Sportverein…. Das braucht regelmäßige Übung. Genauso wie unsere Seele regelmäßige Pflege braucht. Auch die Blumen am Fensterbankerl kann ich nicht nur einmal im Jahr gießen. Und jeder von uns weiß, dass wir auch unseren Körper eigentlich regelmäßig bewegen müssten. Und trotzdem schaffen wir es nicht.
Ich habe leider auch kein Rezept für die Gottesdienstmisere. Aber dem Christen auf der Cocktailparty, der auf meiner Karikatur so herrlich betreten und dumm ausschaut, wie er da als Exot und seltsames Wesen eingestuft wird, dem würde ich dringend mehr Selbstbewusstsein raten. Vielleicht könnte er sagen:
„Was sie sind kein Christ? Sie glauben an gar nichts? Erzählen sie! Wie schaffen sie das, ihren Alltag zu überleben, ohne dass ihnen wenigstens am Sonntag mal jemand sagt: Gott schaut auf dich. Was immer da alles geschieht, du bist begleitet und es wird ein gutes Ende mit dir nehmen, weil da einer ist, für den du wichtig bist, bei dem du etwas zählst, einfach weil du da bist. Also, ich brauche das! Sie müssen mir unbedingt erzählen, wie sie es ohne dieses Urvertrauen, ohne Glauben schaffen. Das klingt ja alles total exotisch!“
Ihre Exotin,
die Pfarrerin Irene Konrad
Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen ausgedruckte Exemplare unserer Gemeindewoche mit dem ANgeDACHT, den aktuellen Terminen und Neuigkeiten aus der Gemeinde aus. Gerne können Sie die aktuelle Gemeindewoche runterladen und einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken.