Himmelfahrt bedeutet Abschied zu nehmen. Der auferstandene Jesus Christus hat noch vierzig Tage lang seine Jünger begleitet, hat ihnen vom Reich Gottes erzählt und sie in besonderer Weise auf die Zeit vorbereitet, in der er nicht mehr unter ihnen sein wird. Das hat im Grunde genommen auch etwas mit einem guten väterlichen Handeln zu tun. Irgendwann werden Kinder flügge und leben ihr eigenes Leben, weil sie erwachsen geworden sind. Doch auf dem Weg dorthin werden sie von uns Eltern und damit auch den Vätern begleitet.
Die vierzig Tage, die der Auferstandene mit seinen Jüngern verbracht hat, waren eine exklusive Zeit. Eine Zeit, in der er seine Schüler auch darauf vorbereitet hat, der Versuchung durch die Macht zu widerstehen. Der Heilige Geist sollte sie nicht nur erfüllen, sondern auch die Lücke ausfüllen, die die physische Abwesenheit Jesu Christi bei den Jüngern hinterlassen würde. Die Kraft des Heiligen Geistes zu empfangen, darauf lief alles Wirken des Auferstandenen hinaus. Die Vierzig Tage dienten der Vorbereitung seiner Jünger auf diesen nächsten Schritt, diese nächste Erfahrung in ihrem Leben.
Doch was bedeutet das in unseren wilden Zeiten, in denen die Religion auf dem Rückzug ist, die Menschen den Zugang zur Religion, zum Glauben, zur christlichen Kirche mehr und mehr verlieren? – Ich glaube, wir sind eine entgleiste Welt. Eine Welt, die den Zugang zum Heiligen Geist verloren hat und damit auch sich selbst verlieren wird. Das klingt nun wenig hoffnungsfroh. Ich glaube, dass Christi Himmelfahrt uns Jahr um Jahr daran erinnern soll, woher wir unsere Kraft beziehen und, dass wir sie beziehen. Jesus Christus hat seinen Jüngern und damit auch uns zugemutet, in dieser Welt zu leben, diese Welt aus unserem Glauben heraus mitzugestalten und dazu beizutragen, dass es ein Ort wird, der sich dem ursprünglichen Schöpferwillen wieder annähert. Ja, „zugemutet“ ist das richtige Wort, weil Jesus in den vierzig Tagen vor seiner Himmelfahrt seine Jünger gecoacht hat, mit ihnen noch einmal durchgegangen ist, was wichtig ist, um in dieser wilden Welt im Glauben zu überleben. Wir sind keine Lämmer, die zur Schlachtbank geführt werden, sondern wir sind mutige Böcke, die gegen den Widerstand des Bösen, das Gute in dieser Welt leben wollen und werden, jede und jeder einzelne von uns wird, darf und soll das mit den Gaben tun, die ihm der liebe Gott geschenkt hat. Christi Himmelfahrt soll uns auch daran erinnern, dass Jesus Christus uns damit beauftragt hat und uns mit dem Mut dazu versehen hat, unsere Stimme mutig zu erheben.
Euer Pfr. Martin Dubberke