Im Rahmen der Paramentik spielen auch die Abendmahlstücher eine wichtige Rolle. Sie werden von der Gemeinde in der Regel aber nicht als Teil der Paramentik wahrgenommen. Wer in einen evangelischen Abendmahlsgottesdienst kommt, kann immer sofort erkennen, dass es sich um einen solchen handelt, weil das Abendmahlsgeschirr, Kelch und Patene vorbereitet auf dem Altar auf einem Tuch stehen und von Tüchern verdeckt sind. Es gibt insgesamt vier Abendmahlstücher: Das Corporale, das Purificatorium, die Palla und das Velum.
Diese Tücher sind grundsätzlich weiß. Sie unterliegen nicht der liturgischen Farbordnung und sind in aller Regel auch etwas aufwändiger und höherwertiger gearbeitet und gestaltet.
Das erste Abendmahlstuch ist das Corporale. Das leitet sich von dem Lateinischen Wort corpus, also Leib ab. Und damit besteht wieder die symbolische Verbindung zum Ostergeschehen. Das Corporale symbolisiert das Grabtuch, das am Ostermorgen im leeren Grab Jesu zusammengefaltet lag. Daher ist es auch immer ein weißes Leinentuch, das quadratisch ist. Klassischerweise wird es auch gestärkt. Es wird in allen Konfessionen genutzt und gilt als das älteste Parament. Auf dem Corporale stehen der Kelch und die Patene – also die Hostienschale – mit den Hostien.
Das Corporale wird in beide Richtungen je zweimal gefaltet, so dass neun gleiche Felder gebildet werden, wenn es auf dem Altar liegt. Dabei liegt die rechte Seite oben und die Falten liegen nach unten. Warum das so ist? Beim Brechen der Hostie sollen keine Partikel verloren gehen. Wir erinnern uns daran, was bei den Einsetzungsworten gesagt wird: Dies ist mein Leib. Daher wird nach dem Abendmahl auch das Tuch wieder nach innen gefaltet.
Ein weiteres Tuch ist das Kelchtuch. Hierbei handelt es sich um das Reinigungstuch, mit dem der Kelch während des Abendmahls gereinigt wird. Das erklärt auch seinen lateinischen Namen „Purificatorium“. Heute wird das Kelchtuch häufig durch ein Desinfektionstuch ersetzt, das mit einem Desinfektionsmittel getränkt ist. In vielen Gemeinden ist man allerdings in der Zwischenzeit aus Gründen der Ansteckungsvermeidung vom Gemeinschaftskelch auf den Einzel- oder Individualkelch umgestiegen. Das Kelchtuch hat damit allerdings nicht ausgedient, weil es beim Schankkelch in aller Regel im Einsatz ist, um das Vertropfen des Abendmahlweins zu verhindern. In der Evangelischen Kirche wird für das Purificatorium in der Regel ein Baumwollstoff genommen, weil dieser saugfähiger ist als Leinen. Wichtig ist auch, dass hier stets ein Kreuz eingestickt ist, um es von anderen Tüchern zu unterscheiden.
Und schließlich gibt es noch das Velum. Auch hier wieder ein lateinischer Begriff. Velum bedeutet Schleier. Mit dem Velum wird das Abendmahlsgeschirr verdeckt und zugleich geschützt. Erst zu Beginn der Abendmahlsliturgie wird das Velum gelüftet. Dieses Tuch ist in aller Regel das hochwertigste. Es besteht aus einem besonders feinen Leinentuch, dem Siebleinen, das als Ausdruck für Wohlstand gilt. Dieses ist häufig bestickt. Dabei wird das Muster durch das Zusammenziehen von Gewebefäden erzeugt. Diese Technik nennt man Ajourstickerei.
Es gibt noch ein viertes Tuch, das auch in der Evangelischen Kirche genutzt wird. Hierbei handelt es sich um die Palla. Auch wieder ein lateinischer Begriff. Palla ist der Mantel. Die Palla ist ein versteiftes Tuch, mit dem der Kelch abgedeckt wird. Seit dem 16. Jahrhundert wurde die Palla meist mit Karton versteift. Heute wird dafür auch gerne Acrylglas genommen, das dann mit dem Leinenstoff gewissermaßen ummantelt wird.
Die Altartücher bilden die sogenannte Abendmahlswäsche oder auch lintea sacra.
Pfr. Martin Dubberke