KIRCHENAUSSTATTUNG: Folge 4 – Die Stola – Das Joch Christi

Die Stola - Das Joch Chrisi
Bildrechte Johannes & Martin Dubberke

Bis ich vor fünf Jahren nach Garmisch-Partenkirchen gekommen bin, hatte ich nicht ein einziges Mal eine Stola über dem Talar getragen. Und ich weiß noch, wie ich in einem Gottesdienst in der Johanneskirche meiner Frau zuraunte, dass ich niemals auf die Idee käme, eine Stola zu tragen. Heute käme ich mir ohne Stola nackt vor und manchmal halte ich Gottesdienste auch nur mit einer Stola über den Schultern.

Aber, was ist nun eine Stola, die in den vergangenen Jahren insbesondere bei den lutherischen Pfarrerinnen und Pfarrern immer beliebter und vor allem selbstverständlicher geworden ist? Auch in der Sakristei der Johanneskirche hängt ein Satz mit Stolen in den gebräuchlichen liturgischen Farben.

Die Stola ist der Gegensatz zum Beffchen. Während das Beffchen mit seiner Farbe und seinem Material an die zusammengelegten Leichentücher Jesu und damit an seine Auferstehung und das österliche Erlösungswerk erinnert, steht die Stola für das Joch, das Jesus getragen hat. Wer mit beiden Händen eine Stola hochhält, wird erkennen, dass eine Stola die Form eines Jochs hat. Und wer sich die Stola genauer anschaut, wird sehen, dass auf der Stola genau dort ein Kreuz ist, wo sie auf dem Nacken aufliegt. Damit soll die Pfarrperson immer daran erinnert werden, in wessen Dienst sie steht.

Mit den Jahren ist mir – ich hätte es nie gedacht – die Stola immer wichtiger geworden. Nicht nur als Ausdruck der ökumenischen Verbundenheit, sondern vor allem weil darin die evangelisch-lutherische Vielfalt deutlich wird. Steht der schwarze Talar für den Lehrcharakter, weil man als evangelischer Pfarrer ja auch immer Lehrer der Gemeinde ist, so hebt die Stola den Aspekt des Feierns und damit des Lebens hervor. Beides gehört zusammen.

Seit 1993 unterstreicht die Stola auch in der Evangelischen Kirche den Feiercharakter des Gottesdienstes. Und so werden natürlich auch die Farben entsprechend dem Jahreskreis des Kirchenjahres getragen. Nebenbei gesagt: Am Reformationstag wird Rot getragen, die Farbe des Heiligen Geistes.

Pfr. Martin Dubberke

 

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke (https://johannes.pictures)
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke (https://johannes.pictures)