ANgeDACHT - Unsere Wunden

Pfarrerin Birgit Schiel
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Durch unsere Wunden tritt Gott in die Welt - warum es wichtig ist, dass der Auferstandene die Wundmale trägt.

Heutzutage haben die Menschen oft einen Widerwillen gegen eine Abbildung vom leidenden Gekreuzigten am Kreuz.  Für mich ist das ein Symptom dafür, wie wir mit unseren eigenen Wunden umgehen: Bitte nicht ansehen!

So tun als ob alles nett und gut wäre. Wir haben manchmal ganz schön schiefe Vorstellungen vom Heilsein. Wir wollen, dass der Schmerz einfach weggeht, wir wollen ihn vergessen, nicht mehr spüren, nicht mehr sehen, nicht mehr erinnert werden durch irgend ein äußeres Zeichen. Bei einem Unfall wollen wir die Narben nicht mehr sehen und spüren, bei einer Trennung wollen wir die Kleidung und Fotos entfernen. Oder umgekehrt, wir sind völlig auf die Wunde fixiert: Wir können nicht aufhören, an die Exfreundin zu denken, beim Todesfall sind wir gefangen in Trauer und in der Vergangenheit und vergessen das Leben im Hier und Jetzt, wenn wir als Kinder misshandelt wurden, bestimmt noch immer die Verletzung unser Leben, wenn wir uns haben scheiden lassen, vergiftet die Wunde die Beziehung zu den gemeinsamen Kindern, und und und, ich könnte zahlreiche Beispiele dafür aufzählen, wie schlecht wir eigentlich mit Wunden umgehen, wie sehr sie unser Leben bestimmen und wie wenig wir ihnen dennoch an Beachtung schenken, wie weit weg wir von echter Heilung der Wunden eigentlich oft sind.

Eine Wunde, die nicht einfach verschwindet, sondern verwandelt wird, ist göttlicher, größer, heiliger, als eine Wunde, die scheinbar nie existiert hat. Welchen Sinn hätte sonst all das Leiden gehabt? Verstehen Sie mich nicht falsch, das ist ja sehr beliebt, zu sagen, ach, Gott hat mich das erdulden lassen, um mir dies oder das beizubringen. Bitte, ich finde das furchtbar! Gott ist doch kein perverser, sadistischer Lehrer, der uns durch Schmerzen höhere Weisheiten nahe bringen will! Mit welchem grausamen Gottesbild finden wir uns da ab?! So einen Gott könnte man doch nie wirklich lieben!

Gott fügt uns keinen Schmerz zu! Das erledigen wir Menschen wunderbar selbst. Aber Gott ist derjenige, der unser verwundetes Leben liebevoll annimmt uns wieder zusammenklaubt, wenn wir zerschlagen am Boden liegen und uns verwandelt und neues Leben einhaucht. Gott ist die Kraft der Auferstehung, des Lebens, der echten Veränderung und Weiterentwicklung, des Heil und heilig werdens. Ja, Heil und Heilig sind eng verwandt. Heil werden heißt nicht, makellos zu sein. Heil sein bedeutet, Gott in sein Leben zu lassen, heilig zu sein durch seine Gegenwart in unseren verwandelten Wunden.

Die Auferstehung Jesu lässt seine Wunde nicht verschwinden. Vielmehr: Sie verwandelt sie! Heilung und Auferstehung bedeutet nicht wegmachen, nicht verschwinden lassen: sondern Verwandlung, Transformation. Wir täten gut daran, unsere Vorstellungen von Heilung  und Heilsein mal daraufhin zu überprüfen.

Pfarrerin Birgit Schiel

 

Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen ausgedruckte Exemplare aus und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie den Handzettel hier runterladen und ausdrucken.

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Wochenpsalm: Ps 102,13–14.16–18.20–23
Eingangspsalm: Ps 102,13–14.16–18.20–23
AT-Lesung: Jes 62,1–5
Epistel: Phil 4,4–7
Predigttext: Lk 1,(26–38)39–56
Evangelium: Lk 1,26–38(39–56)
Wochenlied: EG 9: Nun jauchzet, all ihr Frommen
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