Kürzlich erst war wieder Vollmond, und die meisten von uns sind nicht gleich zum Werwolf mutiert. Trotzdem bemerken viele eine Veränderung bei Vollmond, z.B. beim Schlaf, oder im Pflanzenwachstum, bei Ebbe und Flut oder in anderen Bereichen. Etwas, das so fern ist, hat doch ein großen Einfluss auf uns. Physikalisch lässt sich das leicht erklären. Wir bestehen zu 45-80% aus Wasser, je nach Alter, und der Mond lässt mit seiner Anziehungskraft das Wasser der Weltmeere um die Welt schwappen, so dass die Gezeiten entstehen. Mini-Gezeiten in unseren Zellen könnten vieles erklären. Wir können diese Mini-Einflüsse als Humbug abtun oder einfach annehmen, dass wir nicht alles kontrollieren und erklären können.
Das ist aber erst mal ein unangenehmer Gedanke. Wir betrachten uns gern als die Herren unseres Lebens, unserer Gedanken, Gefühle, unsere Entscheidungen.
Die Neuropsychologie widerlegt uns da gründlich: Wir sind gefühlsgesteuerte Gewohnheitstiere, die Ratio ist völlig überbewertet und die wenigsten Entscheidungen treffen wir bewusst, sondern energiesparsam aus Gewohnheiten heraus. Diese wiederum sind durch den Zufall unserer Geburt und Umgebung geprägt.
Manch einer mag sich jetzt in seinem Selbstbild als „Herr seins Lebens“ angekratzt fühlen und sich dagegen wehren.
Zufall und Mond, die sollen in unserem Leben nichts zu sagen haben, sonst wären wir ja ohnmächtige Spielbälle des Lebens. Kein angenehmer Gedanke, doch ein realistischer. Wo wir geboren werden, in welche Familie, mit welcher Vorgeschichte, mit welchen Möglichkeiten oder Einschränkungen, können wir nicht bestimmen. Und die Menschen, deren Leben uns berührt, können wir nicht kontrollieren. Von den Autofahrern, die auf der Autobahn zusammenkrachen bis zum Zusammentreffen mit der großen Liebe, den Entscheidungen von Politikern und Virologen: vieles, ja das meiste, liegt nicht in unserer Hand und Entscheidung.
Oder wir ändern bewusst unsere Perspektive: Wir sind nicht von allem hin und her geworfen, wir sind mit allem VERBUNDEN.
Und diese Dinge gilt es wahrzunehmen, ernst zu nehmen, sie einzuschätzen und das Maß ihrer Kontrolle auf mich dann erst zu prüfen und eventuell sogar darin einzuwilligen.
Einen solchen fernen und doch großen Einfluss lege ich gerne jedem ans Herz: Gott. Ihn wahrzunehmen, ernst zu nehmen, und dann seinen Einfluss auf mein Leben zu prüfen und darin einzuwilligen, verbessert womöglich nicht nur Schlaf und Pflanzenwachstum, sondern das Leben jedes Menschen, ja, jedes Lebewesens auf dieser Erde.
Seine Mini-Einflüsse und seine großen Wunder, soviel wissen wir wenigstens mit absoluter Sicherheit, haben nur ein großes Ziel: unser Leben fruchtbar zu machen, lebendig, liebevoll, reich. Ein Einfluss also, den ich gern, willig, frei und mit vollem Bewusstsein in mein Leben lassen mag.
Herzlich Ihre Pfarrerin,
Birgit Schiel
PS
Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen zu jedem Erscheinungstag ausgedruckte Exemplare in unsere Kirchen und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie es sich gerne als PDF herunterladen und ausdrucken.