ANgeDACHT - Dem Blick standhalten

Pfr. Martin Dubberke
Bildrechte Pfr. Martin Dubberke

Es gibt manchmal so Situationen, da frage ich mich, wie das eigentlich so war, wenn Gott jemandem im Traum begegnet ist oder in einem Dornbusch oder wie auch immer. Wie muss ich mir das vorstellen?

Meine Augen sehen stets auf den HERRN?

Aber hat Gott nicht einmal zu Mose gesagt, dass man es gar nicht aushalten würde, ihn zu sehen?

Ich stelle fest, dass es einfacher ist, in der Bibel zu lesen, dass Gott dem und dem begegnet ist, weil sofort das Kino im Kopf beginnt. Aber mal Hand aufs Herz: Das, was in der Bibel so selbstverständlich erzählt wird, dass Gott zu Abraham, zu Mose oder zu Hiob sprach, nehmen wir ganz selbstverständlich hin.

Aber was, würde passieren, wenn Sie mich fragen würden, was es Neues gibt und ich antworten würde: „Gestern Abend hatte ich eine Begegnung mit Gott. Wir standen beide so gegenüber und guckten uns in die Augen und plötzlich sagt der doch zu mir: Komm, nun mach schon!“ –  Das Gesicht würde ich doch gerne sehen. Ich vermute mal, Sie würden denken, dass ich jetzt vollends spinne oder einfach überarbeitet bin oder etwas getrunken hätte. Kein Mensch würde es mir glauben. Dabei bin ich Pfarrer. Wobei, spannend wäre auch die Frage, wer es mir glauben würde.

Stellen wir uns ruhig mal vor, Gott säße Ihnen gegenüber und Ihre Augen würden auf den HERRN schauen und er würde zu Ihnen sagen: „Komm, nun mach schon!“ –

„Mein Gott“, denken Sie sich dann vielleicht: „Jetzt hat er mich in die Verantwortung genommen.“ Sie versuchen seinem Blick standzuhalten, denn der seine ist freundlich, kraftvoll, gewinnend und sehr bestimmt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich da zuerst der Mose in Ihnen regt und Sie sagen: „Das habe ich nun davon, dass meine Augen stets auf Dich, mein Gott, geschaut haben.“

„Was hast Du erwartet?“

„Ja, was habe ich erwartet? Auf jeden Fall nicht, dass Du plötzlich in meinem Wohnzimmer sitzt.“

„Damit hättest Du jeder Zeit rechnen müssen.“

„Nein, Du bist doch schon seit bald zweitausend Jahren keinem Menschen mehr erschienen.“

„Was macht Dich da so sicher. Ich sitze doch jetzt in Deinem Wohnzimmer? Wer sagt Dir, dass ich nicht gestern schon mal bei Deinem Nachbarn gewesen bin?“

„Na, der hätte das doch sicherlich erzählt. Der kann doch nichts für sich behalten.“

„So? Na, dann sage mir mal, was Du gedacht hättest, wenn der Dir erzählt hätte, wen er gestern Abend zu Besuch gehabt hat.“

Tja, in dem Moment müssten Sie schmunzeln, weil er Sie ertappt hat.

„Ok, Du hast mich überzeugt.“

„Hast Du eigentlich eine Ahnung, wie anstrengend das für mich geworden ist? Früher hatte ich Propheten, die das für mich gemacht haben. Mit denen habe ich regelmäßig einen Jour fixe gemacht und gesagt, was sie sagen sollen. Das waren noch Zeiten, mit Jesaja oder Jeremia oder Jona – das war kein schlechter Mann. Aber heute gibt es auch bei den Propheten Fachkräftemangel, so dass ich das nun alles alleine machen muss. Jeden Tag Hausbesuche und das in der ganzen Welt.“

„Naja, zumindest bekommst Du keinen Jetlag, Dank Deiner Omnipräsenz.“

„Da hast Du recht!“ Und nun muss auch der liebe Gott schmunzeln. „Also“, kommt er wieder zum Thema zurück und schaut Ihnen in die Augen: „Was ist? Kann ich mich nun auf Dich verlassen?“

Und schon hat Gott Ihnen die Vertrauens- oder eher Bekenntnisfrage gestellt. Tja, und was werden Sie nun darauf antworten?

„Meine Augen sehen stets auf den HERRN.“

Darauf wird Ihnen Gott dann wohl antworten: „Dann weißt Du jetzt, was Du zu tun hast.“.

Herzlichst

Ihr Pfr. Martin Dubberke

PS

Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen zu jedem Erscheinungstag ausgedruckte Exemplare in unsere Kirchen und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie es sich gerne als PDF herunterladen und ausdrucken.

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