ANgeDACHT - Hoffnungsvolle Begegnung

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"Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!" Wie sehr habe ich das letzte Woche vermisst zu hören aus dem Mund einer meiner Brüder und Schwestern!

Am Ostermorgen freute ich mich so sehr, wieder einmal mit Orgelbegleitung singen können, dass ich im festlichen Ostergewand viel zu früh in der Kirche war. Um nur endlich mal wieder, wenigstens mit EINEM anderen Christen , ganz real, in 3D und Echtzeit, singen zu können. Ich dachte, es wären wohl nur der Organist da und ich.

Ich hatte mein Osterlicht aus dem Krankenhaus dabei, weil ich es jemandem weitergeben wollte mit dem alten Ostergruß: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Ich wollte meine kleine Kerze an der neuen Osterkerze entzünden und sie an jemanden verschenken.

Wie sehr vermisse ich diese kostbare Gemeinschaft gerade! Aber ich weiß, es geht nicht nur mir allein so. Auch andere sehnen sich danach. Und das macht diese Gemeinschaft umso zarter, zerbrechlicher, aber auch realer.

Am Ostersonntag kam ich in die Kirche, die Osterkerze strahlte vorne am Altar und das größte Ostergeschenk kam zur Tür herein: zwei Gemeindeglieder, die sich nicht abhalten ließen, in die Kirche zu kommen. Zusammen mit Pfarrer Dubberke fanden wir viel Platz, um uns keimfrei zu begegnen. Wir konnten einander den Ostergruß aussprechen, gemeinsam beteten wir ein Vaterunser und ich konnte mein Osterlicht verschenken.

Was für ein Fest für mich in dieser Zeit! Und ich wünschte, diese zarte, hoffnungsvolle Begegnung, die mich so stärkte und berührte, wäre für andere auch möglich.

Doch eher darf man in den Baumarkt gehen, als sich im Gottesdienst zu treffen, wenn man den aktuellen Ankündigungen der Regierung folgt. Das macht mich, ehrlich gesagt, ungeheuer wütend, traurig und ist furchtbar frustrierend.

Es ist ja nicht so, als ob unsere Kirchen normalerweise am Sonntag überrannt werden würden. Aber wir haben schöne, große Kirchen. Genug Platz für eine Begegnung, die in einem gebührendem Abstand statt finden könnte. Wo man zusammen ein einfaches Vaterunser sprechen könnte, wie wir es am Ostersonntag taten. Wo man sich den Segen zusprechen lassen könnte. Keine großen Taten, keine großen Worte, keine langen Reden.

Einfach nur ganz real, nicht virtuell und auch nicht mit großen Umarmungen, einfach ganz echt miteinander beten und sich segnen lassen.
Aber Schrauben und Gartengeräte sind wichtiger. Bei sowas könnte ich durch die Decke gehen.

Ich möchte auch die gut laufende Entwicklung unterstützen und nicht andere Menschen gefährden, aber da regt sich bei mir der zivile Ungehorsam. Wir Christen sind disziplinierte, mitfühlende, mitdenkende Menschen. Wir können uns sehr wohl zurückhalten und uns umsichtig in den Kirchen treffen. Wir könnten dort besser die Abstände einhalten als zwischen den Regalen im Baumarkt oder Supermarkt. Wir könnten dort vor allem etwas finden, was wichtiger ist als Schrauben und Gartengeräte.

Daher habe ich beschlossen für die Zeit der Ausgangsbeschränkungen, am Sonntag, wenn die Kirchenglocken um 10:30 bei mir nebenan läuten, dass ich mich zumindest geistig mit anderen Christen treffen werde. Ich werde in der Kirche ein Vaterunser sprechen und Gott um seinen Segen bitten für uns alle. Genug Platz habe ich dort ja…

Herzlich in Christus und im Herzen verbunden

Ihre Pfarrerin Birgit Schiel


 

PS
Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen zu jedem Erscheinungstag ausgedruckte Exemplare in unsere Kirchen und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie es sich gerne als PDF herunterladen und ausdrucken.