Als ich mir kürzlich ein neues Collarhemd gekauft habe, habe ich mir auch endlich eine schwarze Stola zugelegt. Damit habe ich nun alle liturgischen Farben. Schwarz ist – glaube ich – die einzige liturgische Farbe, die für sich selbst spricht und auch von allen erkannt wird, die nicht wissen, dass es liturgische Farben gibt. Es ist die Farbe der Trauer. Aber Schwarz gehört nicht zu den Hauptfarben in der Evangelischen Kirche. Das sind Violett, Weiß, Rot und Grün. Schwarz ist eine sogenannte liturgische Nebenfarbe. Schwarz ist die Farbe der Trauer und wird daher bei Beerdigungen oder auch am Karfreitag verwendet. Sie kann auch am letzten Sonntag des Kirchenjahres getragen werden, wenn er als Totensonntag begangen wird.
Aber warum ist ausgerechnet Schwarz die Farbe der Wahl? Eigentlich ist Schwarz genau genommen gar keine Farbe. Schwarz steht für die Abwesenheit aller Farben. Schwarz absorbiert hundert Prozent des Lichts und reflektiert null Prozent des Lichts. Damit unterstreicht Schwarz das Dunkel und die Hoffnungslosigkeit. Wenn wir an Karfreitag denken, als Jesus am Kreuz starb, haben seine Jünger im wahrsten Sinne des Wortes Schwarz gesehen. Zum einen, weil es eine dreistündige Sonnenfinsternis während Jesu Kreuzigung gab und zum anderen, weil sie in dem Moment vollkommen hoffnungslos waren. Das erklärt auch, warum Schwarz die Farbe am Karfreitag ist.
Ebenso verhält es sich bei der Trauer, die uns erfüllt. Wenn jemand stirbt, der uns nahestand, fallen wir wie in ein schwarzes Loch. Wir empfinden Dunkelheit um uns herum. Gleichzeitig glauben wir Christinnen und Christen aber auch an die Auferstehung. Und wenn ich mir vor diesem Hintergrund die schwarze Stola anschaue, die ich mir kürzlich gekauft habe, fällt mir etwas auf. Die aufgestickten Kreuze sind mit goldenem und silbernem Faden gemacht. Gold und Silber sind eine besonders festliche Variante für das Weiß. Und Weiß steht, wie wir wissen, für die Auferstehung und damit die Hoffnung und das Licht, das Jesus Christus in unsere Welt gebracht hat.
Pfr. Martin Dubberke