Rot ist eine Signalfarbe. Mit Rot verbinden wir innerlich immer das Wort „Achtung!!!“ Oder wer mal in der Fahrschule gewesen ist, kann sich noch an den Merkspruch erinnern: „Rund um Rot ist immer Verbot.“
Rot ist die Farbe der Liebe. Rot verlangt Aufmerksamkeit. Rot steht in der Kirche für das Wirken des Heiligen Geistes oder Kirche an sich. Der bekannteste rote Feiertag ist Pfingsten. Da ist die liturgische Farbe Rot. Kein Wunder, steht doch hier das Wirken des Heiligen Geistes im Mittelpunkt. Wir erinnern uns an die Feuerflammen, die roten Flämmchen, die die Gegenwart des Heiligen Geistes symbolisieren. Wir können das z.B. sehr schön im Tauffenster der Johanneskirche sehen. Dort wird ja dargestellt, wie bei der Taufe Jesu Christi der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Jesus Christus übergeht. Der Heilige Geist wird hier in Gestalt einer Taube, die in einer riesigen Feuerflamme daherkommt, dargestellt. In der Flamme ist sehr viel Rot und die weiße Taube kommt mit einem roten Schweif auf Jesus zu, dessen Heiligenschein ebenfalls Rot ist und damit den Heiligen Geist symbolisiert, der auf ihn übergegangen ist.
Rot ist aber auch an anderen Festtagen unserer Kirche die liturgische Farbe wie z.B. am 25. Juni, dem Gedenktag der Augsburgischen Konfession. Ich habe mir schon manchmal die Frage gestellt, warum Rot meine Lieblingsfarbe ist und ich so lange Zeit ein rotes Lieblingssakko hatte. Vielleicht schien schon damals der Lutheraner bei mir durch. Wir wissen es nicht.
Aber auch am Reformationstag, bei Konfirmationen, Ordinationen, Kirchweih oder Synodaltagungen ist die liturgische Farbe Rot. Wen wundert’s? Gerade eine Synodaltagung bedarf der Gegenwart des Heiligen Geistes. Aber auch an Gedenktagen von Märtyrern, vorbildlichen Christinnen und Christen – also Heiligen – sowie Kirchenlehrerinnen und Kirchenlehrern, den Gedenktagen der Evangelisten und dem Gedenktag der Heiligen am 1. November ist Rot die liturgische Farbe der Wahl. Wenn man sich das Perikopenbuch zur Hand nimmt, also das Buch, nach der Ordnung aller gottesdienstlicher Texte, dann finden wir darin neben Pfingsten siebzehn weitere Feste und Gedenktag, an denen die liturgische Farbe Rot ist.
Aber warum ist ausgerechnet Rot die Farbe der Wahl? Rot symbolisiert zwei elementare Erfahrungen. Zum einen – wir wissen es spätestens seit Schneewittchen – „so rot wie Blut“ und zum anderen steht Rot für das Feuer. Das Blut ist Lebenskraft und Energie. Das soll mit der roten Farbe zum Ausdruck gebracht werden. Gleichzeitig erinnert uns diese Farbe aber auch an das Blut der Märtyrer.
Und wenn man im Hohen Lied den Vers liest:
Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine gewaltige Flamme.
Hohes Lied 8,6
weiß man, dass dem Feuer nichts widerstehen kann. Und damit steht natürlich das Rot auch für die Kraft der Liebe, die der Heilige Geist in uns bewirkt. Dieses Feuer vertreibt durch die Wärme der Liebe die Kälte in der Welt.
Und nicht zuletzt wurde Gott für Mose im brennenden Dornbusch sichtbar.
Pfr. Martin Dubberke