Im Augenblick trage ich eine grüne Stola. Eigentlich ist die meiste Zeit im Jahr grün. Die Zeit zwischen Sonntag Septuagesimä und Estomihi also die Vorpassionszeit und die Trinitatiszeit – sprich: die ganzen Sonntage ab Trinitatis bis zum Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres – sind grün. In dieser Zeit hängen am Altar und der Kanzel grüne Antependien. Und wer eine Stola trägt, legt sich eine grüne Stola um. In meiner früheren Berliner Gemeinde waren dann sogar alle Abendmahlstücher grün, denn bei uns war es damals üblich, dass diese auch den Farben des Jahreskreises entsprachen.
Aber warum Grün und nicht Rot oder Orange? Grün ist das Symbol für das Leben, das Wachsen und alle Hoffnung und Zuversicht sind ebenfalls grün. Die Trinitatiszeit ist Alltagszeit. Es ist die festlose Zeit im Jahreskreis, also gewissermaßen die Normalzeit mit bis zu vierundzwanzig Trinitatissonntagen sowie dem Dritt- und Vorletzten Sonntag des Kirchenjahres. In dieser Zeit soll die Gemeinde innerlich und eigentlich auch äußerlich wachsen. Grün ist die Farbe der aufgehenden Saat und steht dafür, dass der Glaube in uns aufgehe, wachse und Frucht trage.
So spielt die Farbe Grün auch in vielen Kirchenliedern eine Rolle. Sie steht auch hier immer für das Wachstum des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, Zuversicht und des inneren Wachstums:
Stärk in mir den schwachen Glauben,
lass dein teures Kleinod
mir nimmer aus dem Herzen rauben,
halte mir dein Wort stets für,
dass es mir zum Leitstern dient
und zum Trost im Herzen grünt.
Evangelisches Gesangbuch 166,5
Oder eben
Liebe wächst wie Weizen
und ihr Halm ist grün.
Evangelisches Gesangbuch 98