KIRCHENAUSTATTUNG: Folge 8 - Die Altardecke - Mehr als nur ein Tischtuch

Die Altardecke
Bildrechte Martin Dubberke

Auf unserem Altar in der Johanneskirche liegt mittlerweile immer wieder eine Altardecke. Das ist eine gute alte kirchliche Tradition. Es ist der Tisch des Herrn und der Tisch des Herrn ist eben gut gedeckt. Das machen wir doch zu Hause auch, wenn wir Besuch bekommen. Wir legen unsere schönste Decke auf den Tisch und dekorieren ihn. Wir stellen unser bestes Geschirr auf den Tisch. Und genauso machen wir es mit dem Altar. Wir stellen schöne Blumen auf ihn, Kerzen, das Kreuz, die Heilige Schrift, eine schöne Altardecke, weil wir uns über die Gegenwart Gottes in unseren Gottesdiensten freuen. Aber da gibt es Menschen, die sagen, dass man vor dreißig Jahren beschlossen habe, keine Decke mehr auf den Altar zu legen, weil das angeblich katholisch sei. Was ist nun richtig?
Die Altardecke oder auch das Altartuch ist auf der einen Seite Ausdruck unserer Ehrerbietung gegenüber Gott. Andererseits dient sie aber auch dem Schutz des Altars sowie des Abendmahlsgeschirrs, der Kerzenständer und allem anderen, was auf dem Altar steht und liegt.


Geschichtlich gesehen hat das Altartuch nichts mit katholisch oder evangelisch zu tun, sondern erfüllte eine ganz einfache und praktische Funktion, die es bis heute hat. Schon im 4. Jahrhundert bekleidete man den Altar, der oft aus Holz war, mit einem Leinentuch. Später konnten es bis zu fünf Tücher werden, während man als unterstes Tuch ein gewachstes Leinentuch nahm. Es sollte kein versehentlich verschütteter Messwein auf die Altarplatte gelangen.
Aber warum nun ist dieses Altartuch ein weißes Leinentuch? Yepp: Es ist der gleiche Grund, weshalb das Beffchen aus weißem Leinentuch ist. Das Altartuch soll an das Grabtuch Jesu Christi erinnern und ist damit das Symbol für Tod und Auferstehung. Das Altartuch erinnert also nicht nur an das letzte Abendmahl, wenn wir dieses Sakrament feiern, sondern vor allem an Ostern, dass Jesus Christus durch die Auferstehung die Macht des Todes durchbrochen hat und uns einen Neuanfang ermöglicht hat.


Damit wird wieder einmal deutlich, dass die Paramente, zu denen auch die Altardecke gehört, auf geniale Art und Weise Verkündigung und Sakrament miteinander verbinden. Ach ja, und ist das nun evangelisch oder katholisch? Ganz ehrlich? Das spielt keine Rolle, weil die Symbole unseres Glaubens eine lange kirchliche Geschichte haben. Wir haben nur manchmal vergessen, welche Bedeutung so einfache Dinge wie eine Altardecke haben können.

Pfr. Martin Dubberke

Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke
Pfarrer Martin Dubberke | Bild: Johannes Dubberke