Ich bin getauft!

Ich bin getauft - Predigt am 6. Sonntag nach Trinitatis 2024
Bildrechte Martin Dubberke

Liebe Geschwister, heute geht es unverkennbar um das gemeinsame Lesen der Schrift, die Berufung und die Taufe. Die meisten unter uns sind in einem Alter getauft worden, wo wir uns gar nicht daran erinnern können, dass wir dieses einmalige Sakrament erfahren haben. Wir kenn unsere Taufe höchsten aus Erzählungen, weil wie geschrien haben oder ins Taufwasser geplatscht haben. Manch einer von uns wird sich wahrscheinlich nicht einmal mehr an sein Taufdatum erinnern.

Machen wir doch mal die Probe aufs Exempel:

Wer weiß sein Taufdatum? Der hebe jetzt mal seine Hand.

...

Warum kannst Du Dich daran erinnern?

...

Meine Eltern haben das sehr geschickt getan. Man wurde bei uns immer am Geburtstag des vorangeborenen Kindes getauft. Ich wurde also am Geburtstag meiner Schwester, am 28. Januar getauft. Ich finde es eigentlich ganz gut, wenn man sich an sein Taufdatum erinnern kann, weil manchmal auch andere besondere Lebensdaten auf das Taufdatum fallen. In meinem Fall war es so, dass meine Immatrikulationsbescheinigung auf den 28. Januar ausgestellt worden war, also meinen Tauftag. Ich habe das immer als einen besonderen Zufall verstanden.

Aber mal die andere Frage: Wer kann sich denn an seine eigene Taufe erinnern?

Gut, wir haben jetzt miteinander festgestellt, dass das mit dem Erinnern manchmal gar nicht so einfach ist. Also, lasst es uns doch mal von einer anderen Seite aus versuchen. Wie schaut es denn mit der Erinnerung an den Moment aus, an dem wir festgestellt haben, dass wir glauben?

Welche segensreiche Begegnung hat in unserem Leben dazu geführt, dass wir heute glauben? Wem wollen wir heute dafür dankbar sein, dass unsere Taufe bis heute ihre Wirkung entfaltet hat, so dass der Glaube unser Leben bis zum heutigen Tage begleitet, prägt, fordert und formt?

Der Predigttext macht ja deutlich, dass Gott immer einen Menschen auf uns ansetzt, der uns gewissermaßen die Augen öffnen soll.

26 Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist.

27 Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, ihr Schatzmeister, war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten.

28 Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.

29 Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen!

Also, wir lernen daraus, dass Gott über seine Engel Menschen beauftragt, auf andere zuzugehen, um im rechten Moment, über den Glauben miteinander ins Gespräch zu kommen. Mal ganz abgesehen haben wir alle diesen Auftrag. Erinnert Euch nur an das Evangelium, an den Missionsbefehl. Wir sollen uns auf in die Welt machen und die Menschen das Evangelium lehren und es halten und sie taufen. Da steht nicht, dass das nur den Pfarrerinnen und Pfarrern vorbehalten sind. Wir alle sind gemeint. Also jeder einzelne und jede einzelne von uns ist dazu berufen.

Aber wieder zurück zu Philippus und dem Kämmerer. Denn da wird noch etwas anderes deutlich:

30 Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest?

31 Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.

Philippus war sehr aufmerksam und allem Anschein las der Kämmerer laut. Manchmal lesen sich ja Menschen selbst einen Text vor. Entweder, weil er so schön ist oder, weil man ihn dann besser versteht. Letzteres scheint beim Kämmerer der Fall gewesen zu sein. Er hat den Jesaja nicht so richtig verstanden. Und Philippus spricht ihn im richtigen Moment an, so dass der Kämmerer dankbar das Gesprächsangebot annimmt.

Ich finde, dass das ein sehr elegantes Beispiel dafür ist, wie man mit einem anderen Menschen über den Glauben ins Gespräch kommt, ohne, bei dem anderen das Gefühl zu erwecken, dass er jetzt missioniert werden soll. Der Kämmerer hat Fragen und Philippus bietet ihm an, über diese Fragen mit ihm aus seiner Perspektive ins Gespräch zu kommen. Und das kann jede und jeder von uns auch.

Und es wird aus dieser kurzen Sequenz noch etwas anderes deutlich: Der Kämmerer antwortete auf die Frage des Philippus mit einer Frage: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet?

Wenn wir wollen, dass der Glaube, weiterhin Teil unseres Lebens unserer Gesellschaft ist, dann müssen wir die Menschen dazu anleiten. Und dazu ist jede und jeder einzelne von uns berufen. Nur, wenn wir da draußen in der Welt über unseren Glauben sprechen, kann er in der Welt auch eine Rolle spielen und die Welt verändern. Das ist das, was wir auch aus dieser Geschichte lernen dürfen. Und darum ist es wichtig, dass wir uns immer und immer wieder daran erinnern, dass wir Getaufte, Berufene und Beauftragte sind.

Am Ende des Gespräches äußert der Kämmerer den Wunsch, getauft zu werden. Für den Kämmerer war die Taufe Ausdruck seines Glaubens. Er hatte die Dimension des christlichen Glaubens für sich und sein Leben erfasst.

Und damit stelle ich jetzt noch einmal die Frage nach unserem ganz persönlichen Kämmerermoment. Wann ist uns bewusst geworden, dass wir glauben, dass es diesen Gott gibt?

Ich gebe ein persönliches Bespiel, das Ihr alle schon kennt. Als ich eingeschult wurde und dann das ominöse Schulfach Religion hatte, hörte ich zum ersten Mal in meinem Leben von Gott, von Jesus Christus, Maria und Josef, dem Heiligen Geist und, und, und… Auf dem Spielplatz fragte mich irgendwann einmal ein Klassenkamerad, ob ich denn das glauben würde, was da unser Religionslehrer, Herr Pelzer, erzählen würde. Und ich weiß noch als sei es heute, was ich geantwortet habe, während ich da im Sand hockte: „Die Geschichten sind so unwahrscheinlich, dass sie stimmen müssen.“ Ich hatte wohl damals das Entscheidende erfasst, was Tertullian rund 1800 Jahre vor mir mit den Worten „Credo, quia absurdum est“ – ich glaube, weil es unvernünftig ist – auf einen Nenner gebracht hat.

Und damit bin ich wieder bei Euch: Wer war Euer Philippus? Wer hat Euch die Augen für Glauben geöffnet, so dass Ihr ihm dafür dankbar seid?

...

Ich glaube, dass es absolut wichtig ist, dass wir uns von Zeit zu Zeit an unsere Taufe erinnern und welche Menschen den Glauben in uns geweckt oder geformt haben. Weil damit deutlich, dass wir durch unsere Taufe zum gleichen Auftrag berufen worden sind. Darum lasst uns nun daran erinnern.

(Ich gieße aus der Taufkanne das Wasser in das Taufbecken, dass ich zentral positioniert habe und spreche einen Wassersegen.)

Wir preisen dich, ewiger Gott,
du bist die Quelle allen Lebens.
Im Zeichen des Wassers
bekommen wir deine heilende
und verwandelnde Kraft zu spüren:
In unserer Taufe sind wir in Christi Tod
untergetaucht, um mit ihm
zu neuem Leben aufzuerstehen.

In der Taufe ist uns zugesagt:
Ihr könnt nicht mehr tiefer fallen
als in Gottes Hand.

Segne dieses Wasser, das Sinnbild der Taufe!
Erneuere unsere Herzen,
unsere Sinne und Gedanken,
damit wir Christus immer ähnlicher werden.
Sei mit uns auf dem Weg,
bewahre uns in deiner Liebe,
in deinem lebendigen Wort und
in der Gemeinschaft untereinander.
So bitten wir dich durch
Jesus Christus unseren Herrn. Amen.

Quelle: Diözese Innsbruck

Wer möchte kann zu mir nach vorne kommen. Ich werde dann mit dem Wasser ein Kreuz an die Stirn zeichnen und einen Segen sprechen.

(Jedem, der zu mir ans Taufbecken kommt, zeichne ich mit dem Wasser ein Kreuz auf die Stirn und sage: "In diesem Zeichen segne ich Dich." Nachdem alle, die das wollten, einen Segen erhalten haben und um das Taufbecken herum stehen, spreche ich einen abschließenden Segen, mit dem ich auch die Predigt beende.)

Ihr habt nun das Wasser gespürt,
mit dem Ihr einst getauft wurdet.
Und Ihr spürt das Kreuz,
unter das Ihr Euer Leben gestellt habt.

Das Wasser des Lebens
und das Kreuz als Wegweiser Eures Lebens.
Der Heilige Geist begeistere Euch auch in Zukunft.
Und lasse andere durch Euch für Jesus begeistern.

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke, Predigt am 6. Sonntag nach Trinitatis, 7. Juli 2024, über Apostelgeschichte 8,26-39, Perikopenreihe VI in der Johanneskirche zu Partenkirchen