Liebe Geschwister, wie schaut’s in unserem Leben mit dem Lobpreis Gottes aus? Wie und wann loben wir Gott? Und vor allem warum, loben ihn dann? Haben wir überhaupt einen Anlass, Gott zu loben? Und jetzt kommt der berühmte Satz: Wenn ich abends die Nachrichten im Fernsehen sehe und morgens die Zeitung lese, was ist da zu loben, bei all den Katastrophen, den Kriegen, dem Hunger, der Dürre im Süden Afrikas, die 80% der Maisernte schon jetzt vernichtet hat, wo tausende von Kindern an Unterernährung sterben werden, wo Familien sich auf die Flucht begeben werden, um im wahrsten Sinne des Wortes einen Lebensraum zu finden.
Kann es da einen Grund geben, Gott zu loben? Auf den ersten Blick stellt sich doch hier die berühmte Theodizee-Frage: „Gott, warum lässt Du das zu?“ Doch Gott würde auf diese Frage wohl antworten: „Mensch, warum lässt Du das zu?“
Und damit sind wir mitten im Thema? Denn Gott hätte mit dieser Frage vollkommen Recht. Warum lassen wir das zu? Lassen wir in unserem Leben nicht viel zu viel zu? Dabei müssen wir gar nicht an die große Welt zuerst denken? Es reicht, wenn wir schauen, was wir in unserem Ort zulassen. Ich habe noch immer keine Wohnung für die beiden alten Männer aus unserer Gemeinde gefunden.
Aber nun soll in Garmisch das Haus in der Partnachstraße abgerissen werden, wo noch Tischler Reisen drin ist und es sollen dort Wohnungen entstehen, aber schon jetzt wird gesagt, dass es wohl Zweitwohnungen oder Ferienwohnungen werden. Ist es das, was wir in unserem Ort brauchen? Nein! Geht jemand auf die Straße, um gegen hohe Mieten und zu wenig bezahlbaren Wohnraum in unserem Ort zu demonstrieren? Nein! Auf Facebook kommentiert jemand den geplanten Neubau mit den Worten: „Und so verschwinden die letzten kostenfreien Parkplätze im Zentrum.“
Wenn das die einzige Sorge ist, dann Bahn frei in den Untergang von Garmisch-Partenkirchen.
Wir müssen nicht in die große, weite Welt schauen, um festzustellen, was und warum es nicht funktioniert, weil es schon in unserer kleinen und so überschaubaren Welt nicht funktioniert. Wir leben in einer Welt, einer Gesellschaft des Hinnehmens und Murrens. Und damit meine ich nicht die Politik, sondern uns selbst, weil es doch bei uns selbst anfängt.
So, aber nun klage und beschwere ich mich über Missstände und bin weit vom Jubeln und Gott loben entfernt.
Das ist vielleicht ein guter Moment, sich jetzt mal den Predigttext anzuhören. Der stammt dieses Mal aus dem Brief des Paulus an die Epheser. Hören wir mal, was Paulus seinen Ephesern schreibt:
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. 4 Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe; 5 er hat uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, 6 zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten. 7 In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, 8 die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit. 9 Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, 10 um die Fülle der Zeiten heraufzuführen, auf dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn. 11 In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens, 12 damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben, die wir zuvor auf Christus gehofft haben. 13 In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, 14 welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.
Epheser 1,3-14
Wow! Das nenne ich ein Gotteslob. Das ist eine Hymne auf Gott wie sie im Buche steht. Paulus steigt großartig in seinen Brief ein:
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.
Er lobt einfach Gott, der uns mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus gesegnet hat. Da klingen gleich noch einmal Pfingsten und die Ausgießung des Heiligen Geistes durch.
Wer vergangenen Sonntag, also Pfingsten, bei mir im Gottesdienst gewesen ist, kann sich vielleicht noch daran erinnern, was ich gesagt habe:
Es ist der Heilige Geist, der uns alle miteinander verbindet. Der Heilige Geist bewirkt, dass wir einander verstehen. Der Heilige Geist bewirkt, dass wir begreifen, was Gott von und mit uns möchte.
Es geht also um alles. Es geht um unser Leben. Es geht um unsere Existenz. Es geht um die ganze Schöpfung.
Und an wen richtet sich Paulus? An die Epheser, an seine Gemeinde in Ephesus und weil dieser Brief so wichtig ist, ist er in die Heilige Schrift aufgenommen worden und damit richtet er sich auch an uns heute. Wir sind also heute Paulus‘ Epheser.
Und was sagt er nach dem Lob? Die einen könnten es als leichte Kritik hören. Ich höre es als Ermunterung:
Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe…
Genau darum geht es: Heilig und untadelig vor Gott in der Liebe zu leben und zu handeln. Davon sind wir in dieser Welt leider weit entfernt. Unsere kleine heile Welt wird nicht durch Politiker oder die Diktatoren bedroht, die andere Völker bedrohen oder überfallen, sondern durch uns selbst, weil wir die Verantwortung immer bei anderen suchen und nicht bei uns selbst.
Daher noch einmal Paulus:
In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens, damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.
Wir sollen zum Lob seiner Herrlichkeit leben. Unser Leben sei ein Lob Gottes, ein Lob Christi, ein Lob des Heiligen Geistes, der uns zu guten Werken inspiriert. So, und das ist die Frage, die wir uns jeden Abend stellen dürfen: Haben wir heute zum Lob Gottes gelebt? Ist unser Leben heute ein Lob Gottes gewesen?
Welchen Beitrag habe ich mit meinem Leben heute dazu geleistet, dass sich die Welt um mich herum dem Willen Gottes annähert? Wo habe ich widersprochen, weil es sich nicht mit der Liebe vereinbaren lässt, die uns Jesus Christus vorgelebt hat? Wo habe ich wie ein Petrus, meinen Glauben verleugnet und vor allem warum habe ich ihn verleugnet? Welchen Vorteil habe ich daraus ziehen wollen?
Natürlich kann ich persönlich nicht eine einzige von den Raketen verhindern, die gestern auf einen Baumarkt in Charkiw geschossen worden sind und dort Menschen getötet haben, Väter, Mütter, Kinder. Aber wenn ich nicht heute anfange Gott durch mein Leben zu loben, kann ich nicht andere Menschen durch mein Vorbild, mein Vorleben anstecken und – so der Heilige Geist es wirkt – für die Sache Jesu begeistern. Je mehr Menschen, die Herrlichkeit Gottes erkennen und ihn mit dem eigenen Leben loben, desto friedlicher und schöner wird diese Welt werden.
Meine Güte, Gott hat uns – wenn ich das mal so lutherisch sagen darf – von diesem ganzen üblen Scheiß befreit, als er uns durch den Tod Jesu am Kreuz erlöst hat. Sein Blut, das am Kreuz vergossen wurde, sollte das letzte Blut sein, das vergossen wird. Und noch immer wird in dieser Welt Blut vergossen. Doch mit diesem Blut ist keine Erlösung verbunden, sondern Schuld.
Paulus schreibt uns klipp und klar:
Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss…
Wir wissen um den Willen Gottes. Nun muss sein Wille nur noch unser Wollen und Leben werden. Und genau dazu ermuntert, ermutigt und coacht uns Paulus.
In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.
Wir sind Gottes Eigentum. Wir haben das Evangelium von unserer Rettung gehört. Durch dieses Wort der Wahrheit, durch das Evangelium der Rettung sind wir gläubig geworden. Wir sind Gottes Eigentum zum Lob seiner Herrlichkeit. Lasst uns also miteinander und füreinander zum Lob seiner Herrlichkeit leben und dieses da draußen fröhlich, ansteckend, mitreißend, authentisch leben.
Wer nicht jubelt und Gott lobt, hat kapituliert. Wer Gott lobt, den wird Gott Lösungen finden lassen.
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.
Amen.
Pfarrer Martin Dubberke, Predigt am Sonntag Trinitatis, 26. Mai 2024, über Epheser 1,3-14, Perikopenreihe VI, in der Johanneskirche zu Partenkirchen