Auf in die Zukunft

Werdenfels Wappen - Kirchenfenster in der Johanneskirche
Bildrechte Martin Dubberke

Die Entwicklung unserer Mitgliederzahlen

Der Blick in die Mitgliederzahlen unserer Gemeinde zeigt, dass es immer weiter nach unten geht. Wir sind nun im Juli bei 4002 Mitgliedern angekommen. Der Trend ist eindeutig und deckt sich mit der Entwicklung in unserer Landeskirche und auch der Kirche in Deutschland. Unsere Gesellschaft befindet sich mitten in einem Wandel, der die Relevanz von Glaube und Kirche nicht mehr für das eigene Leben und die Zukunft in Frieden und Freiheit erkennt. Aber auch unser Ort befindet sich in einem Wandel. So haben wir z.B. in Burgrain nur noch 183 Evangelische Mitglieder. Im Januar waren es noch 194. An keinem anderen Ort in unserer Kirchengemeinde kann man so gut erkennen, wie sich die Bevölkerung in einem Ort ändert, wie in Burgrain. Solche Beispiele machen deutlich, dass es in einer Kirchengemeinde nicht nur um Kirchenkaffee, Gemeindefeste, sondern noch um ganz andere Themen geht, um die wir uns zu kümmern haben.

Viele von Ihnen werden es gesehen oder gelesen haben, dass ich schon seit einer Weile für zwei Männer unserer Gemeinde eine Wohnung suche. Beide Männer sind schon jenseits der Achtzig. Der eine hat schon seine Wohnung verloren und der andere hofft noch, dass er mit den Rechtsmitteln, die eingelegt hat, das Drama abwenden kann. Diese beiden Männer sind nur zwei Beispiele dafür, dass das Leben in unserem Ort gefährdet ist. Die Wohnungsnot wird immer größer und die Bereitschaft, Menschen aus der Wohnung zu klagen, kommt in Garmisch-Partenkirchen öfter vor, als wir denken. Die Zukunft unserer Gemeinde ist auch mit dem Thema Wohnen verbunden. Die Mieten sind hoch, so hoch, dass sich das viele nicht leisten können. Die Menschen ziehen weg. Sie ziehen aus Burgrain weg, aus Partenkirchen, aus Garmisch, weil es keine Wohnungen gibt, keine bezahlbaren Wohnungen. Gerade wird wenige Meter von unserer Johanneskirche in der von-Brug-Straße ein Haus mit mehr als fünfzig Ferienwohnungen fertiggestellt. Was wir aber in Garmisch-Partenkirchen brauchen ist bezahlbarer Wohnraum für Familien und Menschen im Alter.

Seit Januar sind insgesamt

  • 44 Mitglieder ausgetreten. 54,55% davon sind Frauen und 45,45% davon sind Männer.
  • 19 Mitglieder gestorben,
  • 130 Mitglieder auf die sogenannte Abgangsliste gekommen, also die Liste der Um- und Wegzüge.

Wir müssen davon ausgehen, dass wir als Gemeinde im Jahr rund 200 Mitglieder verlieren werden.

Gerade war bei uns in der Dekanatskonferenz der Personalchef unserer Kirche zu Besuch. Er hat sehr deutlich darauf hingewiesen, wie viele Millionen Euro Personalkosten in den nächsten Jahren eingespart werden müssen. Gleichzeitig hat er noch einmal auf die Entwicklung der Zahlen von Pfarrerinnen und Pfarrern hingewiesen. Bis 2030 werden wir nur noch die Hälfte aller Pfarrerinnen und Pfarrer sein, weil die meisten von uns dann – so wie auch ich – in den Ruhestand gegangen sind. Die Frage ist, wie 700 Pfarrerinnen und Pfarrer von einst 1400 die Arbeit schaffen sollen? Erst 2034 wird sich die Zahl der Abgänge deutlich verflachen. Daher hat man sich entschieden, dass der neue Landesstellenplan 2032 umgesetzt werden soll, also in acht Jahren. Das klingt nach einer langen Zeit. Ist es aber nicht. In dieser kurzen Zeit müssen wir viele Hausaufgaben machen.

Was Gemeinde bedeutet, erleben wir in diesen Zeiten, wo Elisabeth Beer und Pfrn. Uli Wilhelm krank sind und wir durch den neuen Landesstellenplan nun dauerhaft weniger Personal haben werden als noch vor fünf Jahren. Wir üben also schon seit ein paar Jahren Zukunft. Wir erinnern uns daran, dass vor fünf Jahren Diakon Klaus Lobenhofer die Gemeinde verlassen hat, dann Pfr. Hanns-Martin Hager, Pfrn. Irene Konrad fiel im vergangenen Jahr aus und ging im Januar in den Ruhestand und seit April ist Pfrn. Uli Wilhelm im Krankenstand.

Folgende Angebote laufen jetzt schon ehrenamtlich:

  • Treffpunkt Kaffee & Kultur
  • Bewegen und Segen mit Monika Ott und Florian Hammerl als ökumenisches Team
  • Partenkirchner Literaturgespräche mit Dr. Greve, Karin Rupprecht und Karl Wilhelm
  • Glaube im Gespräch mit Pfr. i.R. Jürgen Schwarz und Dr. Rolf Morhart
  • Tanzen & Segen mit Christine Reulein

So soll Gemeinde sein. Nicht nur aus der Not heraus, sondern aus Lust und Freunde. So wird Gemeinde eine lebendige Gemeinde. Wie wichtig das ist, können wir an der Entwicklung unserer Mitgliederzahlen sehen.

Bezogen auf unsere Gemeinde werden wir nämlich prognostisch bis 2032 rund 1800 Gemeindemitglieder verloren haben. Wir werden dann also voraussichtlich nur noch 2200 Gemeindemitglieder haben. Das hat viele Konsequenzen, auch im Hinblick auf die Aufgaben eines Pfarrers oder eine Pfarrerin, auch an die Strukturen in einer Gemeinde oder Region. Es stellt sich die Frage, ob es dann noch die klassische Kirchengemeinde geben wird oder nicht vielleicht doch eine Regionalgemeinde.

Es wird damit deutlich, dass wir in einer Zeit leben, in der wir miteinander viele mutige Entscheidungen treffen und Weichen stellen müssen.

Und wenn wir uns die Austrittszahlen anschauen, kann man sehr gut sehen, welche Menschen wir nicht existentiell oder spirituell erreichen: Die Menschen zwischen 21 und 60 Jahren. Und besonders auffällig bei uns ist es, dass insbesondere Frauen zwischen 21 und 30 Jahren austreten. Hier sind es 15,91% während es sich bei den Männer um 2,27% handelt. Die Austrittszahlen sind dann ab 61 Jahren wieder deutlich geringer. Man könnte nun sagen, wenn man sich die Besucherinnen und Besucher unserer Veranstaltungen und Gottesdienste anschauen, dass wir besonders die Menschen dieser Generationen erreichen.

Deutlich wird, dass wir uns einen Kopf machen müssen, wie wir die Menschen ab 21 erreichen, die Menschen ab 31, die ab 41 und ab 51, die bei uns zu den Ausnahmen gehören. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir diese Menschen in ihrer Lebensrealität erreichen.

Finanzen – am Beispiel des Gemeindebriefes

Mit diesem Gemeindebrief halten Sie den letzten dieser Art in Ihrer Hand. Der Gemeindebrief in der aktuellen Form kostet die Gemeinde per anno fast 20.000 Euro. Geld, dass wir nicht mehr haben. Es sind ja nicht nur die Einnahmen durch die Kirchensteuer rückläufig, sondern auch die Einnahmen über das Kirchgeld. Ebenso wird es immer schwieriger, den Gemeindebrief flächendeckend zu verbreiten, weil unsere ehrenamtlichen Gemeindebriefzustellerinnen und -zusteller immer älter werden, ausscheiden und wir die so entstehenden Lücken kaum noch füllen können. Das bedeutet, dass wir in Zukunft mehr Gemeindebriefe verschicken müssen. Beim aktuellen Format wird das hinsichtlich der Briefumschäge, die ein Sonderformat haben und damit auch einen ganz besonderen Preis haben und dem entsprechenden Porto sehr teuer.

Wir haben uns dafür im Kirchenvorstand entschieden, einen Gemeindebrief zu machen, der dem Namen Brief hinsichtlich Format und Porto alle Ehre machen wird.

In Zukunft wir einen Gemeindebrief produzieren Komma der alle Gemeindemitglieder erreichen soll und die zentralen Informationen und Veranstaltungen enthalten wird.

Aktuelle Informationen aus dem Gemeindeleben wird es auch in Zukunft in der wöchentlichen „Gemeindewoche“ geben. Zusätzlich wollen wir parallel zur Gemeindewoche auch einen Newsletter auf den Weg bringen, den man abonnieren kann. Und natürlich wird es auch auf der Website gapa-evangelisch.de in Zukunft mehr Informationen aus der Gemeinde geben. Und außerdem werden Uli und ich auch weiterhin über unseren Status und die sozialen Medien alle in und außerhalb der Gemeinde auf dem Laufenden halten oder mit einem geistlichen Impuls erfrischen.

Immobilien

Viele Menschen stellen mir verständlicherweise immer wieder die Frage nach den drei Kirchen in Burgrain, Oberau und Grainau. Wir haben uns hier mit einer Arbeitsgruppe auf den Weg gemacht, die sich aus Vertretern unserer Kirchengemeinde, dem Dekanat und der Landeskirche zusammensetzt. Hier sitzen Profis aus den Bereichen Finanzen und Bau an einem Tisch, die ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven zusammenbringen. Das ist wichtig in so einem Projekt, in dem es um die Zukunft der Gemeinde geht und wie wir verantwortlich mit den uns anvertrauten Immobilien umgehen.

Als Kirchengemeinde in Garmisch-Partenkirchen sind wir den gleichen gesellschaftlichen Entwicklungen ausgesetzt wie alle anderen Kirchengemeinden in unserem Land auch. Nicht nur in unserer Kirchengemeinde werden Kirchen geschlossen oder Ausschau nach neuen und verantwortlichen Nutzungsmöglichkeiten gehalten, sondern auch in anderen Teilen Bayerns und Deutschlands. In der Katholischen Kirche in Deutschland wurden in den vergangenen fünf Jahren 131 Kirchen geschlossen, von denen 126 profaniert wurden.

Wir sind dabei gute und verantwortliche Lösungen für diese drei Standorte zu finden. So wird es zusammen mit der Uni in München eine Machbarkeitsstudie für die Erlöserkirche in Grainau. Und auch bei den Standorten in Oberau und Burgrain bringen wir regionale und überregionale Kompetenz zusammen, um die Möglichkeiten dieser beiden Standorte auszuloten.

Und bis wir Lösungen für die drei Orte gefunden haben, wird es noch eine Weile dauern, weil solche Prozesse, wie wir auch am Grundstück in Garmisch, wo an der Stelle des dortigen Gemeindehauses Wohnraum entstehen wird, sehen können, werden dort nach wie vor regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Und natürlich gehört dazu auch ein Gemeindekonzept, mit dem deutlich wird, dass bei geringer werdenden Gemeindezahlen, finanziellen Ressourcen und einem entsprechend reduzierten Gemeindeschlüssel eine Gemeinde entwickeln, die zukunftsfähig sein wird und, in der sich die Menschen zuhause und verbunden fühlen können. Vor uns liegt eine gemeinsame Herausforderung. Gemeinde bedeutet GEMEINSAM.

Pfr. Martin Dubberke