Diese Zeilen stammen aus einer Zeit, als meine Kinder klein und unser Gemüsegarten groß war. Meine Arbeit war sehr anders als heute, aber nicht weniger oder besser – anders eben.
Aber diese Zeilen sind mir immer noch wichtig und Ackerwinde und Ehrenpreis gibt es auch in Burgrain:
Endlich wieder im Garten arbeiten.
Unser Lauch und unser Salat braucht dringend Hilfe. Das Unkraut droht schon alles zu überwuchern. Viel zu oft bin ich am Schreibtisch, viel zu selten im Garten.
Ein herrlicher Sommertag – meine Haare hochgesteckt, mein altes Gartenkleid flattert im warmen Wind. Unser Garten wird durch eine wunderschöne alte Friedhofsmauer begrenzt. Die Kirchturmuhr schlägt alle viertel Stunde -... es dauert doch länger als ich gedacht habe.
Ackerwinde ist ganz schön zäh, Ehrenpreis wuchert wie verrückt... der Boden ist hart... . schon wieder der Glockenschlag der Uhr...
So verging die Zeit, die auf Erden mir gegeben ward... - ganz unwillkürlich taucht in der Stille der Gartenarbeit der Satz in meinem Kopf auf. ...So verging die Zeit die auf Erden mir gegeben ward. Meine Zeit vergeht. Irgendwann wird sie zu Ende sein. Womit werde ich sie verbracht haben?
Der Tag ist so schön und still, wie in einem Klostergarten. Und ruhig und still wandern meine Gedanken. Womit werde ich meine Zeit verbracht haben?
Worauf werde ich am Ende meines Lebens zurückblicken?
Herr, lehre mich dass ich sterben muss, auf dass ich klug werde.
„Klug werde“ heißt es da - nicht hektisch oder panisch brauche ich werden, wenn ich an meinen Tod denke.
Klug jeden Tag und jede Stunde, die mir geschenkt ist, auszukosten. Auskosten vom Morgen bis zum Abend, meine Arbeit am Schreibtisch, meine Arbeit im Garten, das Lachen der Kinder, das Glas Wein am Abend, ein Krug mit frischem Wasser... Gartenarbeit macht ganz schön durstig.
Aber jetzt schnell zum Kochen, die Kinder kommen gleich von der Schule.
So verging die Zeit die auf Erden mir gegeben ward. Womit werde ich sie verbracht haben?
Ich wünsche ihnen, dass sie jeden ihrer Tage, jede Stunde auskosten können und dass es darin vieles gibt, was sie genießen können und wofür sie dankbar sein können.
Ihre
Pfarrerin Irene Konrad
Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen ausgedruckte Exemplare aus und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie den Handzettel hier runterladen und ausdrucken.