in dieser Woche jährt sich der Todestag Dietrich Bonhoeffers zum 75. Mal. Am 9. April 1945, kurz vor Kriegsende, war der Pfarrer wegen seiner Beteiligung am Widerstand gegen das NS-Regime im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet worden. „Für mich ist das das Ende. Aber auch der Anfang.“ So soll er kurz vor seinem Tod gesagt haben.
Woher nimmt ein Mensch die Kraft zu solchem Glauben? Wie kann jemand angesichts von Ungerechtigkeit, Willkür, Gewalt, Angst, Trauer und Qual noch von einem „Anfang“ sprechen, der im Sterben liegt? Für Bonhoeffer war sein Glaube an Jesus Christus die entscheidende Kraftquelle. Leben, Tod und Auferstehung Christi gaben ihm die Energie zu couragiertem Handeln und am Ende zu aufrechtem Sterben. Bonhoeffer hatte einmal geschrieben: „Wir müssen uns immer wieder sehr lange und sehr ruhig in das Leben, Handeln, Leiden und Sterben Jesu versenken, um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt. Gewiss ist, dass im Leiden unsere Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist; gewiss ist, dass wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt.“
Die Corona-Krise konfrontiert auch uns mit Sorge, Angst und Tod. Heuer können wir an den Feiertagen weder Gottesdienste oder Konzerte besuchen, noch unsere Angehörigen einladen oder Freunde treffen. Das alles fehlt uns schmerzlich. Doch vielleicht liegt in dieser neuen, erzwungenen Stille ja auch etwas Gutes? Wir können neu zur Ruhe kommen und diesmal einen wirklich stillen, besinnlichen Karfreitag verbringen. Mal wieder die Passionsgeschichte in der Bibel lesen. Einen Radiogottesdienst hören oder eine Passionsmusik. Ein Feldkreuz betrachten oder den Himmel. Mit jemandem darüber reden, was er oder sie eigentlich denkt über den Tod. Oder um 15 Uhr, zur Todesstunde Jesu, ein Vaterunser beten. Und in all dem wissen: Wir sind nicht allein. Auf der ganzen Welt sind Christen einander in diesen Tagen besonders verbunden. Trotz Verzicht und Distanz spüren wir Liebe, die Grenzen überwindet. Trotz Sorge und Angst haben wir eine Zuversicht, die uns besonnen und zugleich mutig macht. Trotz Gefahr und Tod verbindet uns die Hoffnung, dass am Ende das Leben das letzte Wort haben wird. Es ist der Gekreuzigte, der uns diese Kraft gibt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen einen gesegneten Karfreitag.
Ihre Pfarrerin
Uli Wilhelm
PS
Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen zu jedem Erscheinungstag ausgedruckte Exemplare in unsere Kirchen und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie es sich gerne als PDF herunterladen und ausdrucken.