ANgeDACHT - „Frohes Fest?!“

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte beim Autor

„Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft, spricht der Herr.“

(Jeremia 31,17)

„Ein völlig verdrehtes Jahr geht zu Ende … Die Kranken und die Toten werden immer mehr, aber keine Besserung in Sicht!“. So hat dieser Tage jemand aus unserer Gemeinde auf einer Weihnachtskarte an mich geschrieben. Es stimmt. Die Lage ist ernst. Das Virus rückt uns immer näher. Die einen erkranken. Andere müssen in Quarantäne, weil sie in Kontakt mit jemandem waren, der sich infiziert hat. Auch unser Mitarbeiterteam ist – trotz aller Vorsicht – betroffen davon. Nur noch mit halber Personalstärke sind wir derzeit im Einsatz. Der neuerliche Lockdown kurz vor Weihnachten drückt auf die Seele: So mancher fühlt sich eingesperrt, abgeschnitten und einsam. Wie können wir Weihnachten feiern, wenn doch kein Kontakt sein soll und sich die Regelungen alle paar Tage wieder ändern? Es ist kompliziert. Ist es angesichts dieser Lage nicht zynisch, wenn wir einander „Frohe Weihnachten“ wünschen in diesem „verdrehten“ Jahr?

Ich denke zurück an das erste Weihnachten in der Geschichte des Christentums. Kompliziert war es damals auch. Menschen wurden schikaniert, sogar hochschwangere Frauen zwang man zu Reisen, nur weil die Herrschenden ihre Steuerlisten aktualisierten wollten. Um Risiken scherte sich damals niemand. Auch die Beherbergung war schwierig. Ein windiger Stall, mehr war nicht drin. Unter entsetzlichen, menschenunwürdigen Umständen hat die Geburt des Jesuskindes stattgefunden. Kaum war es auf der Welt, wurde die Lage so brenzlig, dass die Familie ins Ausland fliehen musste. Auch damals also eine völlig verdrehte Situation. Keine Besserung in Sicht.

Doch – auch wenn es nicht für alle sofort sichtbar war – ist mit diesem verletzlichen kleinen Kind etwas Großes, Starkes in die Welt gekommen: Das Wissen, dass Gott Mensch wird. Der Glaube, dass er gerade jenen Menschen nahe ist, die im Finstern tappen. Die Hoffnung, dass eine Zeitenwende hin zum Frieden passieren wird. Und die Erfahrung, dass Liebe am Ende immer stärker ist als der Tod. Gott weicht dem Komplizierten, Dunklen und Schwierigen nicht aus. Im Gegenteil: Er geht mitten rein. Nur so wird es sich nämlich verwandeln. Diese Weihnachtsbotschaft höre ich heuer mit ganz neuen Ohren. Sie rührt mich an. Sie tröstet mich, weil sie mir Hoffnung auf Veränderung schenkt. Sie macht mich tief im Herzen froh, weil ich weiß: Krankheit, Angst und Tod werden nicht das letzte Wort haben, sondern Gott. In diesem Sinne kann ich auch in diesem komplizierten Jahr trotzig und hoffnungsvoll zugleich auf meine Weihnachtskarten schreiben: „Frohes Fest!“.

 

Bleiben Sie behütet!

Ihre Pfarrerin Uli Wilhelm

Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen ausgedruckte Exemplare aus und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie den Handzettel gerne als PDF herunterladen, ausdrucken und weitergeben oder aushängen.

Tageslosung

e-Domain

e-fundamentalismus

Mit einem anderen Blick auf den Jahreszyklus möchten wir vom Projekt e-wie-evangelisch.de auf kirchliche und diakonische Kampagnen hinweisen und ...