„Eigentlich“ färben wir jetzt daheim immer die Ostereier. „Eigentlich“ gibt es da immer Spinat zum Mittagessen. (Obwohl wir natürlich alle wissen, dass Gründonnerstag von Greinen, wie Weinen kommt und nicht von der Farbe Grün.) Aber Spinat passt halt. Und „Eigentlich“ feiern wir in der Gemeinde an Gründonnerstag immer die Einsetzung des Abendmahls.
Jesus feiert mit seinen Jüngern Passah und macht daraus etwas Neues. Er nimmt das Alte auf, nimmt es mit und führt es weiter. Dieses uralte, bis in unsere Tage für alle frommen Juden tragfähige und starke Ritual wird mit hineingenommen in das Neue, in die neue Zeit. Und dieses alte und zugleich neue Ritual des Brotbrechens wird zum Erkennungszeichen der neuen Gemeinschaft. Als der Auferstandene Jesus mit zwei Jüngern nach Emmaus geht, erkennen sie ihn erst, als er das Brot bricht.
Und wir: Wir hätten es „Eigentlich“ gerade jetzt besonders nötig, miteinander Abendmahl zu feiern. Nähe spüren, Gemeinschaft und Trost; miteinander die vielen Kranken und Toten betrauern; miteinander über unsere Angst vor Ansteckung reden und spüren dürfen, dass wir gehalten sind, gestärkt werden an Leib und Seele.
Und genau das geht jetzt nicht.
Und wir spüren auch, dass all unsere modernen, medialen Hilfsmittel nur ein schwacher Ersatz sind für das „Eigentliche“.
Das aber ist das „Eigentlich“ der christlichen Botschaft: Der Himmel ist offen! Du bist ein geliebtes Kind Gottes, einfach weil Du da bist! Wende dich an Gott. Er hört Dich!
Ich bin davon überzeugt, dass alles andere drum herum nur dazu da ist, dass diese Botschaft auch in unserem Herzen ankommt. Und: „Eigentlich“ wissen wir es ja alle. Wir vergessen es nur immer wieder, weil es so unglaublich ist.
Und so wünsche ich Ihnen und Euch allen einen gesegneten Gründonnerstag, ein wunderbares Osterfest und ein paar Tage, die trotz Corona eigentlich ganz schön sind.
Ihre
Pfarrerin Irene Konrad
PS
Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen zu jedem Erscheinungstag ausgedruckte Exemplare in unsere Kirchen und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie es sich gerne als PDF herunterladen und ausdrucken.